Was Christian Stückl für den Sommer plant

Im kommenden Sommer inszeniert Christian Stückl Ibsens „Kaiser und Galiläer“ im Passionstheater von Oberammergau
von  Robert Braunmüller

"Eigentlich wollte ich Schluss machen mit den Sandalenstücken“, sagt Christian Stückl. Aber als er dann einmal Shakespeares „Sommernachtstraum“ ins Passionstheater brachte, blieben die Leute aus: Die Münchner fahren nur dann nach Oberammergau, wenn es dort im weiteren Sinn biblische Stoffe gibt. Und nicht die Stücke, die man das ganze Jahr über auch in den Theaterzentren sehen kann.

Im kommenden Sommer ziehen die Oberammergauer wieder die Sandalen an. Stückl inszeniert „Kaiser und Galiläer“. Henrik Ibsens Drama erzählt die Geschichte des römischen Kaisers Julian, der im 4. Jahrhundert eine Renaissance des Heidentums versuchte und dafür von der Kirche den Beinamen „Apostata“ („Der Abtrünnige“) verpasst bekam.

Ibsen hielt das 1896 in Leipzig uraufgeführte Doppeldrama für sein Hauptwerk. Ob das stimmt, wird nun neu zu überprüfen sein, denn zuletzt gespielt wurde der personenreiche Zehnakter laut Stückl Anno 1903. In seiner Inszenierung im Passionsformat werden rund 300 Oberammergauer mitwirken. Er hört sich jetzt schon in den örtlichen Kneipen und lauscht nach theatertauglichen Stimmen um. Die Proben beginnen im Mai, Premiere ist am 1. Juli im Passionstheater.

"Nabucco" wird wiederholt

Abdullah Kenan Karaca, der im vorigen Sommer „Romeo und Julia“ im Zelt vor dem Passionstheater herausbrachte, inszeniert erst 2017 etwas Neues. Dann wird es auch eine zweite Oper geben. Im nächsten Jahr wird Giuseppe Verdis „Nabucco“ am 5. August wieder aufgenommen – in nahezu gleicher Besetzung wie 2015. Die Sängerin der Fenena hat ein Engagement an die New Yorker Metropolitan Opera bekommen und muss ersetzt werden. Der Dirigent Ainars Rubikis leitet außerdem am 12. August ein Konzert mit der Neuen Münchner Philharmonie, in dem Werke von Dvorák, Bernstein und Gershwin gespielt werden.

Das zweite Standbein des Oberammergauer Festivals neben dem Theater ist der Heimat-Pop. Am 29. und 30. Juli findet zum vierten Mal das „Heimatsound“-Festival statt. Stückl nennt es wegen der teilweise kampierenden Besucher „unser kleines Woodstock“. Wie jedes Jahr werden dafür die Sitze des Passionstheaters ausgebaut.

Sieben Mitwirkende stehen bereits fest: Konstantin Wecker, Kofelgschroa, Seiler und Speer, Erwin Edwin, Impala Rey, Herbert Pixner sowie Dicht & Ergreifend. Sieben weitere Bands werden sich ebenfalls mit dem Begriff von Heimat auseinandersetzen. Von den insgesamt 3000 Karten wurden bereits 1000 verkauft.

Und natürlich kommt auch das Traditionsstück: Am 8. und 9. Juli gastiert das Volkstheater mit „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“. An allen Spieltagen fährt um 16.30 Uhr ein Bus vom ZOB nach Oberammergau und wieder zurück. Denn zu Fuß bestünde die Gefahr, sich auf 95 Kilometern die Sohlen der Sandalen durchzulatschen.

Alle Termine unter www.passionstheater.de. Karten unter 945 88 88 und bei Münchenticket

 

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