Todessehnsüchtig in der Reithalle

Ein bisschen Novembergefühl im Juli: Das Ballett des Gärtnerplatztheaters spielt in der Reithalle „Memento mori“ mit vielen überraschenden Momente
Adrian Prechtel |
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Ein bisschen Novembergefühl im Juli: Das Ballett des Gärtnerplatztheaters spielt in der Reithalle „Memento mori“ mit vielen überraschenden Momente

Das Programmheft klärte auf: „Während der ersten Stunden nach Eintritt des Todes besiedeln Insekten den Leichnam. Insbesondere Schmeißfliegen und ihre Maden tragen maßgeblich zum Abbau des Körpers bei." Karl Alfred Schreiner, der lustvoll todessehnsüchtige Ballettdirektor des Gärtnerplatztheaters, hielt derartige Informationen offenbar für unumgänglich. Schließlich hieß sein neuer Tanzabend, der überraschend viele Besucher in das Ausweichquartier Reithalle lockte, „Memento mori“.

Heitere Momente beim  Passionsstück

Dass man sich stets seiner Vergänglichkeit bewusst sein sollte, dafür ließ Karl Alfred Schreiner zur musikalischen Trauer des C-Moll-Requiems von Cherubini den Chor des Gärtnerplatztheaters in Mönchsgewändern auftreten. Die Tänzer durften am Boden liegen, scheinbar ungeordnet über die Bühne stolpern, sich gelegentlich debil gebärden, einander bekämpfen und dann wieder innig umarmen. Ein tieferer Sinn teilte sich nicht mit, außer der, dass das Leben die unterschiedlichsten Schicksale parat hat. Dann der Clou des Abends: Der Rumäne Edward Clug, derzeit Tanzchef in Maribor, entdeckte in Pergolesis „Stabat Mater", kaum zu glauben, sogar heitere Momente. Die Ästhetik von Computeranimationen und roboterhafte Ausdrucksformen mischte Clug zu einer kantigen, aggressiven Körpersprache.

Augenzwinkernde Fantasie

Dass sie mit den weichen Linien der Musik zu einer Einheit verschmolz, ohne sich billiger Provokation zu bedienen, zeugte von augenzwinkernder Fantasie. Gerne möchte man mehr von ihm sehen. Wie schon bei Cherubini war auch hier der musikalische Teil dank der Gesangssolisten Elaine Ortiz Arandes und Ann-Katrin Naidu sowie dem Einfühlungsvermögen von Dirigent und Orchester in guten Händen. Das Publikum hatte allen Grund zu jubeln. Denn auch den Tänzern war anzumerken, mit wie viel Spaß sie bei der Sache waren - trotz des November-tristen Mottos. 

Weitere Vorstellungen am 8.,9.,10.,11.,12. und 14. Juli

 

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