So ist die Show "Afrika! Afrika!" in der Olympiahalle

Aufruf zur Fantasie mit Körperkult und Poesie "Afrika! Afrika!" - Die André Heller-Show in der Münchner Olympiahalle zeigt in einer Mischung aus Show, Zirkus und Poesie die Vitalität der heutigen afrikanischen Kultur
von  Adrian Prechtel

"Diese Show ist meine allabendliche Kur gegen meine Raunzigkeit", hatte der dauerkulturkritische Wiener Fantasie-Impressario André Heller zur AZ über seine dritte "Afrika! Afrika!"-Show gesagt. Aber diesen befreiend lebensfreudigen Effekt haben die Auftritte in der Olympiahalle auf jeden, selbst auf den sonst ja eher arrogant-coolen VIP-Plätzen groovte man mit, als am Ende eine wilde Massen-Tanz-Akrobatik aller Künstler mit den bunten Fahnen von 18 afrikanischen Ländern sich in die Nacht verabschiedete.

"Menschen, Tiere, Sensationen", verspricht ein alter Zirkus-Ruf. Andre Heller verzichtet seit Jahrzehnten auf Tiere. Und Sensationen? Die gibt es im doppelten Sinne, als Atemberaubendes und Sinnliches, was sich manchmal ausschliesst: Michael Mondossa aus Tansania ist so geschmeidig, dass er sich am Höhepunkt seiner Nummer durch einen unbespannten Tennisschläger so verrenkt schlängelt, dass man nicht mehr weiss, wo welcher Körperteil hingehört.

Ein Energie- und Farbrausch

Helene Sano aus Guinea zeigt im zweiten Teil ähnlich Ungesehenes. Und den Zuschauer, der am Morgen schon leicht beim Schuhebinden ächzt, packt ungläubig begeistertes Entsetzen…

Es wird fantastisch getanzt, von US-Breakdance über Basketball-Tricks bis zu Stammestanz-Inspirationen. Es wird atemberaubend und witzig jongliert und balanciert - Dickson Oppong aus Ghana schafft das mit einem Dutzend kreisender bunter Wasserhol-Schüsseln gleichzeitig. Und es türmen sich rasend schnell artistisch, athletisch, sportlich-geschmeidige Menschenpyramiden, frech-elegante Mode wird gezeigt, afrikanisch inspiriert, wie es Dior schon einmal in den 60ern aufgegriffen hat, nur hier eben genau umgekehrt aus afrikanischer Sicht auf die westliche Kultur.

"Afrika! Afrika!" verzichtet dabei auf jede Politisierung (von dezent wichtigen Hinweisen auf die Apartheids-Vergangenheit Südafrikas abgesehen, die erst den Minenarbeiter-Gummistiefel Schuhplattler verstehen lässt). Auch wird fast keine Gruppe erklärend angekündigt, um jegliche volkshochschulartige Ablenkung von der Ausdruckskraft der Show-Akte zu vermeiden.

Aber da nimmt sich Heller doch etwas zu stark zurück: Es wäre kein Fehler, sondern Bereicherung, die Gruppen nach ihrem Namen und Herkunft vorzustellen, sie so etwas weniger zu anonymisieren.

Am Ende bleibt im Zuschauer ein wunderbarer Energie- und Farbrausch, ein Staunen über diesen Kontinent, ein warmes, Freude Gefühl. Und ohne jeden Voyeurismus ist auch eine grosse Erotik in der Luft, durch die Eleganz und Kraft der Körper.

"Afrika! Afrika!", bis 11. März, Olympiahalle, 25 - 75 Euro. AZ-Leser erhalten 30 Prozent Rabatt. Karten unter: 01806/22 99 29 (20 Cent pro Minute aus Festnetz), Kennwort: "AZ-Leser", www.afrikaafrika.de

 

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