Rot wie der Zorn
Johann Wolfgang von Goethe erinnerte sich begeistert an das Stück, das er auf seiner Italien-Reise sah: „Ein Gelächter und Gejauchze von Anfang an bis Ende”. Dafür brauche es allerdings ein „lebenslustiges Volk”. Was die Schauburg in diesem Herbst zeigt, ist ein Gegenentwurf von Carlo Goldonis „Le baruffe chiozzotta” aus dem Geiste teutonischer Bedeutungshuberei. Komisch oder einfach nur lustig sind weder die umfassende Textbearbeitung von Nuran David Calis zu „Zoff in Chioggia”, noch die Inszenierung von Beat Fäh.
Die Bühne von Ausstatter Michael Kraus wird von einem Landungssteg in grellem Rot überspannt – rot wie die Liebe und ebenso rot wie der Zorn, und beides treibt die Bewohner des Fischerdorfs an. Chioggia ist hier nicht nur das Städtchen bei Venedig, sondern ein Kaffeehaus. Und dieses „Chioggia” ist, so erklärt der Wirt (Thorsten Krohn) in hohl tönender Politikersprech, „kein Ort, sondern eine Idee”. Und es sind einige sehr gute Ideen nötig, um den Betrieb vor der Pleite zu bewahren. Toffolo (der Tänzer David Russo mit spektakulärer Artistik), ein Promi aus der Werbung, soll dem Café erotisches Image verleihen.
Doch der Schönling sorgt für Unruhe unter den Damen, vor allem bei Lucietta (Lucca Züchner), die eigentlich Titta (Markus Campana) liebt, und bei Checca (Julia Meier), die Beppo (Sebastian Hofmüller) liebt. Zur Angst vor ungewisser Zukunft kommen Komplikationen im Liebesleben. Doch, ungefähr so der Appell des plötzlich hereinbrechenden Happyends an das heranwachsende Publikum der Schauburg, lässt sich jede Krise meistern, wenn alle gemeinsam anpacken. So schlicht kann das Goldoni schon vor 250 Jahren nicht gemeint haben
Schauburg, heute (10.30 Uhr), 7., 8., 14. November (19.30 Uhr), Karten unter Tel.233 37155
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