Reines Theater – keine Therapie

Das Theaterfestival "Grenzgänger" zeigt bereits zum achten Mal Schauspiel- und Tanzproduktionen mit behinderten Darstellern.
Mathias Hejny |
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Die Stopgap Dance Company spielt heute und am Samstag in den Kammerspielen (Kammer 2).
ChrisParkes Die Stopgap Dance Company spielt heute und am Samstag in den Kammerspielen (Kammer 2).

München - Nach einem Schwerpunkt befragt, antwortet Lorenz Seib: "Der Schwerpunkt ist die große Unterschiedlichkeit". Diese Bandbreite sei wichtiger als ein Schwerpunkt. Er leitet zusammen mit Anette Spola das inklusive Theaterfestival "Grenzgänger", das zur Zeit zum achten Mal Schauspiel- und Tanzproduktionen mit behinderten Darstellern nach München bringt. Gestern startete das Festival in der Kammer 2 der Kammerspiele mit "Charlie", einer Hommage auf Charlie Chaplin des Theaters Die Tonne in Reutlingen.

Keimzelle des Bühnenevents im Frühling ist das Tams-Theater von Anette Spola, doch in der Zwischenzeit sind die Grenzgänger in jeder Hinsicht gewachsen. Aus einem "Nischenpublikum" wurde ein breites Publikum aus Besuchern, die sich vor allem für das Theater und nicht unbedingt vorrangig für Inklusion interessieren. So solle es eigentlich sein, freut sich Seib.

Der ideale Zustand wäre erreicht, wenn Festivals wie dieses überflüssig seien. Theater mit behinderten Menschen seien auch auf keinen Fall eine therapeutische Maßnahme: "Therapie funktioniert nicht im Theater". Vielmehr sei Theater ein "therapiefreier Raum für eine Form von Inklusion".

Auch die eingeladenen Produktionen wurden zum Teil zu groß und zu aufwändig für die charmant verträumte Schwabinger Hinterhofbühne. In diesem Jahr sind die Kammerspiele und das Theater Hoch X (das vormalige I-Camp in der Entenbachstraße) weitere Spielstätten des Grenzgänger-Festivals. Und immer waren die Grenzgänger auch jenseits der nationalen Grenzen unterwegs. Heute und morgen gastiert die Stopgap Dance Company aus der südenglischen Kleinstadt Farnham in der Kammer 2 mit dem Tanzprojekt "The Enormous Room".

Aus Österreich kommt am Sonntag die Dance Company "Ich bin O. K." ins Hoch X. In "Kein Stück Liebe" fahnden die Wiener nach Selbstbehauptung in Zeiten von Terror und Angst vor Fremden. Das Kollektiv Dadofonic entstand 2010 in Luxemburg aus einer geschützten Werkstatt. Am 4. April ist im Hoch X ihr absurdes Stück "Wat(t) nu", inspiriert von Samuel Becketts Roman "Watt", zu sehen.

Das Festival wird am 8. von Gästen aus Italien beschlossen: Das Teatro la Ribalta spielt im Tams "Superabile", ein "Theater-Comic für Kinder ab sieben Jahre, Jugendliche und Erwachsene".

Zu den Stars der deutschen Szene inklusiven Schauspiels gehört das Theater Thikwa aus Berlin. Die Schauspielerin Anne Tismer entwickelte mit Ensemblemitglied Corinna Heidepriem das Stück "Zwillinge", das am 5. und 6. April im Tams gezeigt wird. Weniger hauptstädtisch, sondern handfest bayerisch mit Almenrausch und Edelweiß ist "Muuuh!". Die "Bergbauerntragikomödie" des Theaters Brût, das 1999 aus einem Wohnprojekt der Lebenshilfe Passau entstand, läuft am 7. April im Tams.

Das Theater Apropos hat wieder ihr Heimspiel beim Grenzgänger-Festival. Einzelne Mitglieder der aus dem Verein Ariadne hervorgegangene Truppe spielen auch in Produktionen des Tams-Theaters mit. Am 3. April zeigt sich das Ensemble aus psychisch Erkrankten und Therapeuten besonders münchnerisch: "Valentin in Halifax" ist eine "Reise der Fantasie mit ganz konkreten Tücken frei nach Texten von Karl Valentin".   

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