Ottfried Fischers Solo „Jetzt noch langsamer“ in der AZ-Kritik
Die Bühne ist ein Ort, der - leider! - nichts verzeiht: Ottfried Fischers Solo „Jetzt noch langsamer“ in der Lach- und Schießgesellschaft
Nächtliche Szene in einem Münchner Lokal: Zwei Männer mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund streiten sich, ob es wirklich Ottfried Fischer sei, der da gerade herein gekommen ist. Einer wendet sich direkt an Fischer: „Otti hat Parkinson. Dir fehlt gar nichts“.
Die Anekdote erzählt der Kabarettist, bevor er den Videoclip „Otti Dance“ einspielt. „Ach, Ihr Auto steht noch drobn? Wartns nur, i park in scho“, heißt dort ein gerappter Reim. Mit seiner Krankheit so locker umzugehen, muss man können.
„Jetzt noch langsamer“ verspricht sein neues Solo, musikalisch begleitet vom blechblasenden Improvisationsmeister Leo Gmelch, das in der Lach- und Schießgesellschaft Premiere hatte. Danach wird wird Fischer unter anderem noch am 12. März in Passau im Scharfrichterhaus und am 21. März im großen Kursaal in Prien mit diesem Programm auftreten.
Häufig kreisen jetzt seine Episoden und Histörchen um die Geschichte der Münchner Kleinkunstszene ab der 1970er Jahre. Das hätte ein schön entschleunigter Abend sein können. Aber Ottfried Fischer drückte auf die Tube, bis die meisten seiner gewohnt geistvoll bissigen Texte jenseits der Verständlichkeit vernuschelt waren.
Die Bühne ist ein Ort, der nichts verzeiht – anders als ein freundschaftlich geneigtes Publikum, das bereit ist, den fließenden Übergang von Selbstironie zur Selbstdemontage zu tolerieren. Doch es muss in Zukunft andere Formen geben, Ottfried Fischers Witz und Intelligenz live zu präsentieren.
Münchner Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastrße 9, 16. März, 12. April, 20 Uhr, Telefon 391997