One-Woman-Show von Carmela de Feo: Extrem wandlungsfähig
Carmela de Feo ist – ja, was eigentlich? Akkordeonistin? Sängerin? Tänzerin? Schauspielerin? Alleinunterhalterin? Echt schräg? All das ist die Italienerin aus dem Ruhrpott, die sich auch "La Signora" nennt, auf jeden Fall. Aber irgendwie ist sie noch viel mehr. Wenn diese kleine, ganz in schwarz gekleidete Person auf die Bühne stürmt, ist schon das ein Erlebnis. Da ist auf einmal eine Energie, die den gesamten Raum erfüllt. "Ich freu mich so!", ploppt es aus ihr heraus. "Ich werde mich bemühen, euch Freude zu machen", verspricht sie. "Und wenn mir das nicht gelingt, liegt es nicht an mir."
Allein unter Geiern
Stimmt! Denn was sie da abzieht auf der Bühne des Lustspielhauses, wo sie ihr neues Programm "Allein unter Geiern" vorstellte, ist wahrlich ein Ereignis. (Auch wenn das "Männerwichteln" aus pandemischen Gründen leider noch immer nicht stattfinden kann, was natürlich schade ist für alle Frauen, die mitgebracht haben, was sie "wegwichteln" wollten.)
Carmela de Feo ist eine Frau. Sie ist nicht besonders jung und auch nicht besonders schlank, und die Natur macht bei Frauen bekanntlich gnadenlos Inventur, mustert aus. Während Männer lediglich von kleinen Jungen zu großen Jungen werden, verwandelt sich eine Frau immer wieder. Mädchen, Mutter, Menopause… "Du wirst deinen Körper nie in einer Frauenzeitschrift wiedererkennen", stellt sie klar. Aber das ist gut so: "Du bist keine billige Kopie, du bist das Original!"
"Du bist keine billige Kopie, du bist das Original!"
Carmela de Feo lässt sich nicht unterkriegen, macht aus der Not eine Tugend. Sie führt einen Geiertanz auf und jubelt: "Mindestens 25 verschiedene Vogelarten - was für ein Talent!" Sie findet einfach ziemlich toll, was sie da macht. Und das ist es auch. Es ist einmalig, so was hast du noch nicht gesehen. Der Kontrast zwischen dolce vita und Ruhrpott könnte kaum größer sein, und daraus bastelt Carmela de Feo ihre Programme. Sie ist durchgeknallt und extrem lustig. Und ehrlich: Dieses Leben kann man doch auch nicht wirklich ernst nehmen. Also spricht sie in ihrem ganz eigenen Ruhrpott-Slang und spricht Anglizismen so schräg aus, dass es ein Weilchen braucht, um drauf zu kommen, in welchem "Backstasche"-Bereich sie denn nun war in der Pause. Wo denn all diese speziellen Garderoben sind, die für die Hochnäsigen und die für die Nervösen.
Bühnenwunder: alles in einer Person
Eines wird an diesem wunderbar abseitigen Abend überdeutlich: Wir alle machen uns viel zu oft einen Kopf, anstatt einfach zu machen, worauf wir Lust haben. "La Signora" zeigt uns wie's geht. Auf Knopfdruck des Technikers steppt sie los, trällert deutsche Texte zu internationalen Hits (oder auch mal englische Fassungen deutscher Volkslieder), vollführt merkwürdige Tänze auf der Bühne und nimmt ihr Publikum verbal ganz schön ran. Aber wenn sie gerade mal wieder arg fies war, zwinkert sie mit einem so charmanten Lächeln, dass klar ist: Unter ihrem schwarzen Haarhäubchen und dem Gouvernanten-Outfit verbirgt sich eine sehr liebenswerte Person.
"Sinn oder Unsinn, das ist hier die Frage!" Und manchmal findet sich dann auch überraschend viel Sinn im Unsinn. "Ihr habt gemerkt, ich bin nicht so wie andere Frauen", sagt sie irgendwann. Ja, haben wir. Und: Das ist irgendwie genau das Gute an ihr.
Aus ihr kommen Geräusche, die man nicht erwartet, und Sätze, die man erst recht nicht erwartet. Sie lässt sich nicht einordnen, weil es für das, was sie da macht, kein passendes Fach gibt. Ihr selbst ist das vollkommen bewusst. Auf dem Heimweg werden wir uns fragen: "Was war das für'n Genre? Wie will ich den anderen erzählen, was das war?" Im Grunde hilft da nur eins: selbst hingehen.
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