Münchner Philharmoniker: Schnell und sehnig ins neue Jahr

Die Philharmoniker beenden das Jahr mit Beethovens Neunter unter Kevin John Edusei.
Robert Braunmüller
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Der gebürtige Bielefelder Kevin John Edusei im München-Look.
Der gebürtige Bielefelder Kevin John Edusei im München-Look. © Marco Bprggreve

München - Wer kurzfristig bei Beethovens Neunter einspringt, muss nehmen, was da ist. Der kurzfristig abhanden gekommene Originalklang-Exzentriker Maxim Emelyanychev hinterließ Kevin John Edusei eine eher schlanke Besetzung der Münchner Philharmoniker. Die ist für den ehemaligen Chefdirigenten der Münchner Symphoniker so etwas wie eine Selbstverständlichkeit: Er nutzte sie für eine schnelle und sehnige Aufführung der Symphonie mit der "Ode an die Freude" zum Jahreswechsel in der Isarphilharmonie.

Klang blieb transparent und bläserbetont

Die Orchesteraufstellung im historisch informierten Stil machte gleich in den ersten Takten ein Tremolo der zweiten Geigen hörbar, das normalerweise untergeht. Der Klang blieb transparent und bläserbetont. Edusei drängte vorwärts in Richtung Finale, ohne zu drücken, wie es diesem Werk geziemt, bei dem alle Besucher auf den Moment warten, wenn endlich nach einer Dreiviertelstunde der Chor aufsteht.

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Solisten Janai Brugger, Katija Dragojewic und Simon Bode harmonierten gut miteinander

Die Zeit dahin verging im Flug. Das Scherzo tanzte ekstatisch, dem langsamen Satz trieb Edusei jedes Sentiment aus. Leider blieb vieles – notgedrungen – eine Skizze. Die Bläser antworteten im ersten Satz eher rumpelig auf die Tutti-Ausbrüche. Dynamische Gegensätze wirkten eher unterentwickelt, den Zuspitzungen fehlte die letzte Dramatik. Aber durchwegs schien es, als wären alle diese Wunden durch mehr Probenzeit heilbar gewesen.

Dann rief Gábor Bretz die Töne zur Ordnung. Die übrigen Solisten Janai Brugger, Katija Dragojewic und Simon Bode harmonierten gut miteinander – auch in der gefährlichen Passage vom "sanften Flügel" kurz vor Schluss. Der Philharmonische Chor (Einstudierung: Andreas Herrmann) demonstrierte exemplarisch, dass sich Üppigkeit und Transparenz nicht widersprechen müssen. Die Extrem-Stellen, in denen Beethoven von den Sopranistinnen Übermenschliches verlangt, klangen schön und nie schrill. Das Orchester brachte das Nachspiel als letzte Steigerung und nicht als wilde Lärm-Orgie. Und damit war das Jahr gut zu Ende gegangen. Und das neue konnte kommen.

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