Monika Gruber und die Asperger-Gretel

Monika Gruber, Andreas Rebers, ein Streichquartett und die Öko-Aktivisten
Mathias Hejny |
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Die Kabarettistin Monika Gruber.
dpa Die Kabarettistin Monika Gruber.

Ein schönes Paar. Lässig haben sie sich auf einem roten Sofa niedergelassen und lauschen dem Palastquartett Anwanden. Die Eröffnungsnummer heißt „Crisantemi“ und ist ein sehr melancholisches Stück Musik. Das überrascht an einem Abend mit zwei Spitzenkräften aus dem Humorfach. „Doppelkopf mit Streichquartett“ ist ein Crossover von Kabarett und Kammermusik. Das Konzept entwickelte Andreas Rebers, der sowohl solistisch wie in „Die Kunst der Fuge oder Wenn der Fliesenleger kommt“ als auch im Duett mit wechselnden Partnern zu Klängen der Hochkultur auftritt.

In der jüngsten „Doppelkopf“-Ausgabe traf sich Rebers mit Monika Gruber, und damit kommen zwei gegensätzliche Ausprägungen des Kabaretts zusammen. Sie ist die rustikale Ratschkathl aus Tittenkofen, er der experimentierfreudige Proletariats-Darsteller aus dem Weserbergland. Beide eint, mit Äußerungen jenseits des linksliberal gesellschaftskritischen Mainstreams vor allem bei den Medien nicht nur Beifall erhalten zu haben. Rebers erzählt, man habe ihn gefragt, warum er nicht bei der Pegida auftrete, und die Gruberin ätzt mit der Antwort: „Zu wenig Publikum!“

"Asperger-Gretel"

Vor ausverkauftem Haus im Prinzregenentheater kann sie auch sehr gute Fragen stellen. „Wir haben die Erde nur von den Kindern geliehen“ zitiert sie einen klugen Kampfruf der Umweltschützer und fragt mit Blick auf die koloniale Ausbeutung Zentralafrikas, um das Kobalt für die E-Autos zu gewinnen: „Gilt das nicht für Kongolesen?“ Auf der anderen Seite bewegt sie sich nicht nur in Grenzbereichen, sondern tief im Sumpf des Unanständigen, wenn sie die Öko-Aktivistin Greta Thunberg als „Asperger-Gretel“ beschimpft.

Mit der Bitterkeit einer 90-Jährigen gesteht die Endvierzigerin: „Ich verstehe den Zeitgeist nicht mehr.“ Das ist der Offenbarungseid einer Satirikerin. Mit Figuren wie Reverend Rebers oder Onkel Andi, dem Haidhausener Hausmeister, hat sich ihr Duopartner tragfähigere Plattformen für Unbequemes geschaffen.

Am Ende der Show zwischen Puccini und den Red Hot Chili Peppers, hilflosem Gezeter und kämpferischem Querdenken, überwiegt dann doch der Eindruck, dass viele Grautöne spannender sein können als die zeitlos modischen Farben Schwarz und Weiß.

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