Mit Bühnenpräsenz

Das neue Opernstudio des Gärtnerplatztheaters stellt sich vor
Michael Bastian Weiß |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Opernstudios: (v. li.) Mauro Filippo Zappalà (Klavier), Mina Yu (Lyrischer Sopran), Jeremy Boulton (Bariton), Anna Tetruashvili (Mezzosopran), Jacob Romero Kressin (Lyrischer Spieltenor).
Gabriela Neeb Das Opernstudios: (v. li.) Mauro Filippo Zappalà (Klavier), Mina Yu (Lyrischer Sopran), Jeremy Boulton (Bariton), Anna Tetruashvili (Mezzosopran), Jacob Romero Kressin (Lyrischer Spieltenor).

Der Tenor hat einen grandiosen Auftritt, gebieterisch hämmert Jacob Romero Kressin seinem Publikum ein: "I am Adolpho!". Den Latin Lover aus dem Musical "The Drowsy Chaperone" von Lisa Lambert und Greg Morrison gibt der Kalifornier Kressin mit komischem Ernst, es ist sein Solo. An seinem Arm aber hängt die Sopranistin Mina Yu, kätzchengleich schnurrend, lustig hinschmelzende Gesichter machend, sogar kurz mitsingend. Sie macht ihrem Kollegen das Spotlight nicht direkt streitig. Aber für eine bloße Dekoration zieht sie verdächtig viel Aufmerksamkeit auf sich.

So soll es sein! Wer gerne Contenance wahrt, sollte nicht auf eine Theaterbühne klettern. So gesehen hat das Opernstudio des Gärtnerplatztheaters, in dessen Foyer dieses Vorstellungskonzert stattfindet, jedes Mal ins Schwarze getroffen. Bei der Auswahl unter 300 Bewerberinnen und Bewerbern hat man weder auf den Geschlechterproporz geschielt, noch auf Herkunft oder Stimmfach. Nein, vier echte Rampensäue wurden hier herausgepickt. Das ist das größte Kompliment, das man sowohl der Studioleitung als auch den jungen Sängerinnen und Sängern machen kann.

Jacob Romero Kressin fängt denn auch gleich mit dem Schwierigsten an und stemmt mit seinem hellen Tenor die fanfarenhaften Motive in der "Kampfes"-Arie aus der "Entführung aus dem Serail" von Wolfgang Amadeus Mozart todesmutig. Jeremy Boulton, gebürtiger Australier, macht ebenfalls keine Gefangenen. Sein Bariton ist strahlend gefärbt, hat eine offen vibrierende Oberfläche und lässt heldisches Potenzial erahnen.

In der Finalszene des Posa aus "Don Carlo" von Giuseppe Verdi holt Boulton, quasi orchestral begleitet vom Pianisten Mauro Filippo Zappalà, alles an Dramatik aus der dahinscheidenden Figur heraus, kann sein imposantes Material dann aber auch wieder einholen für ein gentlemanlike dahingesummtes "Some Enchanted Evening" aus dem Musical "South Pacific" von Richard Rodgers.

Der weiche Sopran von Mina Yu steigt in eine nobel gedeckte Tiefe hinab, Anna Tetruashvili hingegen strebt mit ihrem klaren Mezzosopran in die Höhe. So verschlingen sich die beiden vollkommen unterschiedlichen Stimmtypen im finalen Liebesduett aus "L'incoronazione di Poppea" von Claudio Monteverdi besonders anheimelnd ineinander. Neben ihrer Bühnenpräsenz kann die gebürtige Koreanerin Mina Yu mit ihrem sinnlichen Timbre und, die Arie "Depuis le jour" aus "Louise" von Gustave Charpentier macht es zum Ereignis, einer phänomenalen Kontrolle ihrer Höhe wuchern. Aus dem Off, für das Publikum unsichtbar, beginnt die gebürtige Israelin Anna Tetruashvili die erste der "Mélodies hébraiques" von Maurice Ravel. Ihr kraftvoller Mezzo mit seinem scharfgestellten Rand zieht lange Linien, wirkt vollends hypnotisch, wenn die Sängerin den Raum wieder betritt: Die vier Neuen vom Opernstudio des Gärtnerplatztheaters fesseln sogar dann, wenn sie gar nicht auf der Bühne stehen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.