Mit 70 plus geht noch eine Menge
"Anitas Welt“ hieß vor 15 Jahren eine Sitcom im ZDF. Anita Kupsch spielte damals die resolute Witwe eines Speditionskaufmanns. Mit Lastern hat sie auf ihrer aktuellen Theatertournee auch wieder zu tun, allerdings nicht auf der Straße, sondern mit jenen eines triebgesteuerten Ehepaares, das sie als Haushälterin engagiert hat. Sie ist „Die Perle Anna“, die in der großzügig geschnittenen Pariser Wohnung hinter den Seitensprüngen von Madame und Monsieur rotzfrech her räumt.
Auch das längst zum Klassiker gewordene Boulevardstück des französischen Erfolgsautoren Marc Camoletti könnte so, wie sie die Vollblut-Berlinerin Anita Kupsch und ihr Wiener Regisseur Marcus Ganser auf die Bühne gebracht haben, „Anitas Welt“ heißen. Entschlackt von den Beschaulichkeiten der 1950er Jahre und verlegt ins moderne Berlin ist die Fassung der Komödie am Kurfürstendamm, die in diesem Sommer in der Komödie im Bayerischen Hof zu sehen ist, auf den zierlichen Leib der Hauptdarstellerin maßgeschneidert. Aber spätestens der endenwollende Applaus zur München-Premiere lässt ahnen, dass das nur bedingt gelang.
Um sich nicht an die quietschbunten Wände gespielt wiederzufinden, müssen Adisat Semenitsch und Thorsten Hamer als Hausherrin und ihr Riesenbaby-Lover sowie Christoph Schobesberger und Nina Juraga als Hausherr und dessen russische Gespielin herumalbern, was das Zeug hält. Währenddessen steigt der Star aus der Rolle aus, um zu zeigen, dass es auch wirklich lustig zugeht und wir nur spielen wollen.
So wird aus turbulenter Komödie hektische Klamotte. Bewundernswert hingegen ist die Demonstration dessen, was auch in der 70-Plus-Generation noch geht: Dann schwebt die Perle auf den starken Armen des Ringers Emmeran über den Dingen wie eine Ballerina in Tschaikowskys „Schwanensee“.
Komödie im Bayerischen Hof, bis 14. September, 20 Uhr, sonntags 18 Uhr
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