Komödie im Bayerischen Hof: Reden wir über Geld und Sex
Corona hat eine neue Theaterspielstätte geschaffen. Ab Mittwoch zeigt die Komödie im Bayerischen Hof eine pandemietaugliche Open-Air-Aufführung und ist erstmals im Garten des Gasthauses Siebenbrunn unweit des Tierparks Hellabrunn zu Gast. Die AZ sprach mit Komödienchef Thomas Pekny. Später kam Marko Pustišek dazu, der Regisseur und ein Ensemblemitglied von "Das Blaue vom Himmel", das den Komödiensommer in Harlaching eröffnen wird.
AZ: Herr Pekny, wie steht die Komödie im Bayerischen Hof zur Zeit wirtschaftlich da?
Thomas Pekny: Wir bekommen teilweise Unterstützung, aber das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Hätten wir nicht mit den "Sonny Boys" mit Peter Weck und Friedrich von Thun vor eineinhalb Jahren eine solche Spielzeit gehabt, in der wir immer ausverkauft waren, könnten wir nicht auf einen gefüllten Säckel zurückgreifen. Aber es ist bedrohlich und meine Grunddepression ist: Ich weiß nicht, wie das weiter geht.
"Theater ist nicht gleich Theater"
Zuletzt trafen wir uns im vorigen Juli zum gleichen Thema. Damals befürchteten Sie, dass Ihnen die Puste bereits im Herbst 2020 ausgehen könnte.
Könnte, ja, aber das will man ja nicht wahrhaben. Ich möchte aber auch ein bisschen das öffentliche Bewusstsein wachrütteln: Theater ist nicht gleich Theater. Wenn das Volkstheater für 150 Millionen ein neues Gebäude hingestellt bekommt und die Kammerspiele jeden Tag 100.000 Euro verbrauchen dürfen, dann sind wir ganz anders. Wenn die Leute sagen: Die anderen Theater spielen schon, warum spielt ihr nicht, dann werde ich immer etwas ärgerlich, denn wer so fragt, weiß nicht, was ein Privattheater ist, das keinerlei Subventionen bekommt.
Vergangenen Sommer sprachen wir auch über die "Förderungsfähigkeit" des Boulevardtheaters. Wie ist der Stand der Verhandlungen?
Boulevardtheater ist nicht förderungswürdig! Alles, was bisher förderungswürdig war, wird weiterhin gefördert. Was nicht förderungswürdig war, wird nicht gefördert. Dieser Status bleibt, wie er ist.
Morgen gibt die Komödie im Garten des Wirtshauses Siebenbrunn ihr Debüt. Wie kamen Sie auf diesen Ort?
Ich bin schon oft daran vorbei gefahren. Dieses etwas abgelegene, idyllische, fast romantische Wirtshaus in Schönbrunner Gelb hat mir schon vor Jahren gefallen. Im Winter habe ich einfach mal angehalten und mit dem Wirt gesprochen. Er war von der Idee motiviert, weil ich ihm von einem Wirt und einem Theaterleiter in Braunschweig erzählt habe, die zusammen ein Freilufttheater geschaffen hatten, vor dem die Leute Schlange standen.
Garten des Gasthauses Siebenbrunn: Platz für 280 Personen
Wie viele Zuschauer bekommen Sie in Siebenbrunn unter?
Die Brauerei besteht auf Bänke und Tische. Wenn die alle mit vier Personen verkauft sind, passen 280 Leute hinein. Da gibt es allerdings ein neues Problem, wenn wir bei schlechtem Wetter ins Haus müssten. Da können wir nur 170 Plätze verkaufen. Aber wir probieren das jetzt. Wir sind sehr motiviert und ich hoffe, dass uns das nicht das Genick bricht. Allein die Stromversorgung kostet 10.000 Euro, und der Strom selbst ist da noch gar nicht dabei.
Herr Pustišek, die Inszenierung hat schon eine längere Geschichte.
Wir haben das Stück zum ersten Mal bei Dieter Hallervorden in seinem Schlosstheater in Berlin gespielt. Es war immer sehr erfolgreich, denn es ist ein Eric Assous: Die Figuren sind stark, die Dynamik ist unglaublich gut und das Stück ist das, was man als eine schlanke, französische Komödie bezeichnen könnte. In Berlin spielte Desirée Nick mit, in Frankfurt Anouschka Renzi und jetzt in München Mariella Ahrens.
Wie gingen Sie an die Regie heran?
Als Erstes habe ich eine neue Textfassung angefertigt und die Frauenfiguren anders angelegt. Wenn bei Eric Assous etwas nachlässig ist, dann sind es die Frauenrollen. Das stört mich als männlicher Schauspieler nicht so sehr, aber als Regisseur schon, wenn Figuren nicht klar genug gezeichnet sind.
In einem Boulevardstück geht es letztlich immer nur um das Eine, was Mann und Frau vereint oder trennt. So explizit wie hier wird aber selten über Sex geplaudert. Ist das Assous oder mehr sein Übersetzer Didi Hallervorden?
Es ist Assous. Ja, es geht um das Eine. Aber das Was und Wie die Figuren damit umgehen und was damit passieren kann, das ist großartig und ist eben nicht das normale Boulevard. Da sind wir in einer Komödiantik, die weit darüber hinaus geht.
Gasthaus Siebenbrunn, Siebenbrunner Straße 5, Premiere morgen, danach bis 25. Juli donnerstags bis sonntags, 20 Uhr, Telefon: 089 29161633
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