Kritik

"King Kong" im Hofspielhaus: Nur noch schnell die Welt retten

Wunderbare gesellschafts- und Geschlechterkomödie: Sascha Fersch inszeniert im Hofspielhaus sein eigenes Stück "King Kong".
Mathias Hejny |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Dominique Lorenz in den starken Armen von King Kong.
Dominique Lorenz in den starken Armen von King Kong. © Martin Hangen/hangenfoto

Der Riesenaffe ist museumsreif. Als kleine Attraktion für die Gruppenführungen durchs Institut engagiert Anna, die Direktorin eines Filmmuseums, Darsteller für King Kong. Einer davon ist der aus Guatemala stammende Politik-Student Luis, dessen Job es ist, sich in einem Gorillakostüm dekorativ an ein Modell des Empire State Buildings zu klammern. Deshalb haben die Schauplätze, wie wir sie aus den Filmen kennen, ihre Abfolge in der Geschichte gewechselt. In "King Kong" von Sascha Fersch, das in diesem Herbst ein Lieblingsstück des Publikums im Lustspielhaus ist, kommt erst New York, dann der Dschungel.

Von der Großstadt mitten in den Regenwald

Fersch inszenierte sein Stück im Bühnenbild von Peter Schultze, das nicht nur gut aussieht, sondern auch sehr praktisch ist. Die stilisierte Manhattan-Skyline in einem freilich fiktiven Münchner Filmmuseum verwandelt sich während der Pause in einen mittelamerikanischen Regenwald. Welthaltige Perspektive geht natürlich auch auf dem Kellerbühnchen in der Falkenturmstraße. Die zunächst leichte Liebeskomödie, die Sascha Fersch aus der Tragödie eines verliebten Monsters filterte, führt zu den ganz großen Themen.

Dominique Lorenz spielt mit vollem Einsatz

Die weiße Frau, die hier eine Filmhistorikerin und Workaholic im mittleren Alter und eher so mittelglücklich ist, spielt Dominique Lorenz. Die beliebte Fernsehschauspielerin, die auch erfolgreich Drehbücher schreibt ("Wer hat Angst vorm weißen Mann?") fegt mit hohem körperlichen Einsatz und viel Sympathie zu ihrer Figur durch die Lovestory mit dem sehr viel jüngeren Mann, der sie mit seinem Idealismus berührt.

Jeder müsse, fordert Luis (Rouven Blessing) "Verantwortung für den Konsum übernehmen".

Globalisierung, Kapitalismus, Klimaerwärmung, Umweltschutz, Menschenrechte, Kriminalität und Armut werden am Beispiel guatemaltekischer Kaffeebauern debattiert. Häufig geht ein solcher Plan, möglichst viele Konflikte und Krisen in 90 Minuten Theater zu packen, nicht auf.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Zum Ende gibt es die große Erkenntnis

Aber Fersch hat Luis' Weltrettungsambitionen weitgehend im Griff. Wenn ihr engagierter Geliebter zu seinen Vorträgen anhebt, unterbricht Anna freundlich, aber bestimmt. Die abenteuerliche Reise, die beinahe tödlich unter Entführern endet, verändert beide: Anna kommt auf den Kaffeeplantagen bei sich an und Luis hat schließlich ein neues Bild von Menschen und Menschenaffen gewonnen: Letztlich "sind wir immer noch die gleichen Primaten".

Hofspielhaus, 22., 23., 27. Oktober, 6., 13., 20. November, 20 Uhr, sonntags 18 Uhr, 089/ 2420 9333

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.