Kálmáns Operette "Die Csárdásfürstin" als Gastspiel aus Budapest

Ein Teufelsweib: Emmerich Kálmáns Operette "Die Csárdásfürstin" im Deutschen Theater
Michael Bastian Weiß |
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Während drei Soldaten auf freiem Feld stehen und einer von ihnen plötzlich angeschossen wird, vergnügen sich die nutzlosen daheimgebliebenen Männer mit Chansonetten, Champagner und Turtelei im Varieté. Der Verwundete kehrt zurück, doch immer, wenn er von seiner Heldentat erzählen will, bricht das Trauma der Maschinengewehre wieder auf. Das vermiest der Spaßgesellschaft die Laune und Sylva Varescu hat sogar kurzzeitig die Horrorvision einer zombiehaften Gruppe schwerversehrter Soldaten.

Der moderne Krieg war im Uraufführungsjahr von Emmerich Kálmáns erfolgreicher Operette „Die Csárdásfürstin“ 1915 für alle eine Realität, und der Regisseur Kero alias Miklós-Gábor Kerényi führt diese an wenigen, doch eindrücklichen Momenten in die Produktion des Budapester Operettentheaters ein. Natürlich wird der genießbaren Süffigkeit des Stücks nie wirklich Abbruch getan, das in einer Inszenierung, die leicht rührend wieder einmal mit dem Glanz von „über 100 Mitwirkenden“ wirbt, vor allem unterhalten soll: Die Kostüme sind prachtvoll (Anni Füzér), das Bühnenbild schön mottenkistig (Ágnes Gyarmathy) und die Gags historisch. Doch gerade in ihrer Subtilität wirken die Kriegseinbrüche hier verstörender als manche Plattitüden weniger kommerziell gebundener Theatermacher.

Sozusagen authentisch

So bekommt man hier einmal sozusagen im Originalklang vorgeführt, wie eine ordentliche späte Operette auszusehen hat. László Makláry leitet Chor und Orchester des Budapester Operettentheaters mit angemessener Leichtigkeit, mit Sinn für den Schmelz der Orchestrierung und untrüglichem Gespür für all die Halter und Drücker, welche die melodische Agogik so beleben.

So können sich die Sänger voll entfalten. Das lustige Paar, Dávid Szabó als Graf Boni und Annamari Dancs als Stasi, begeistern nicht nur mit lockerem Gesang, sondern auch mit einer professionellen Choreographie. Bori Kállay gibt eine gesanglich fesche Fürstin, Ralph Morgenstern spielt den Oberkellner mit Würde.

Echte gesangliche Glanzpunkte setzen Gergely Boncsér mit seinem kraftvollen, cremig timbrierten Tenor als Edwin und die Titelheldin, welche Mónika Fischl mit flirrender Höhe und röhrender Tiefe wahrlich als Teufelsweib verkörpert.

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