Jetzt doch: 500 Zuschauer in der Staatsoper erlaubt
München - Seit Monaten wird die starre Regelung bei den Besucherzahlen in Bayern kritisiert. Nun kommt - sehr vorsichtig - Bewegung in die Sache, obwohl die Zahl der Infektionen zuletzt wieder gestiegen ist: Die Bayerische Staatsoper darf die Uraufführung von "7 Deaths of Maria Callas" im Nationaltheater am Dienstag kurzfristig doch vor 500 Besuchern spielen - als "Modellversuch", wie Kunstminister Bernd Sibler gestern am späten Nachmittag mitteilte.
Nikolaus Bachler, der Intendant der Staatsoper, sprach von einem "wichtigen Schritt". Er warb bei Politikern seit Monaten mit deutlichen Worten für eine Lockerung. "Wichtig ist sie aber auch und vor allem für die beteiligten Künstlerinnen und Künstler: denn Theater ohne Publikum macht keinen Sinn", so Bachler. "Ich hoffe für die nahe Zukunft, dass wir - unter Beachtung aller Sicherheits- und Hygienemaßnahmen - bald einen Schritt weiter in Richtung Normalität gehen können."
Das Kunstministerium selbst stellt in seiner Mitteilung keinen Zusammenhang mit den zuletzt immer heftiger geäußerten Forderungen aus der Kulturszene her - wie etwas dem Brief der Orchestervorstände des BR-Symphonieorchesters und der Münchner Philharmoniker. Auch die Erfahrungen der Salzburger Festspiele mit bis zu 1.000 Besuchern im mit der Staatsoper vergleichbar großen Raum werden nicht erwähnt.
Man wolle Erfahrungen sammeln, heißt es in der Pressemitteilung. "Auf Grundlage der Erkenntnisse, die aus dem Versuch gewonnen werden, soll dann verantwortungsvoll über weitere Schritte entschieden werden." Die Versuchsphase ende am 30. September.
Andere größere Theater betrifft die Entscheidung nur indirekt: Alle anderen Staatstheater sind noch in den Theaterferien, die erst Mitte September enden. Auch im Gasteig sind für diesen Monat nur Konzerte der Münchner Philharmoniker geplant, die weiter vor 200 Besuchern spielen müssen, ehe sie in Frankfurt vor dreimal so vielen Hörern spielen.
Die Lockerung in Form eines "Modellversuch" zeigt allerdings auch, dass öffentlicher Druck und eine mit guten Begründungen vorgebrachte Kritik bei der Politik durchaus Wirkung zeigen: Bachler kritisierte als einziger Intendant die restriktiven Bestimmungen mit deutlichen Worten. Dafür bekommt er nun eine Extrawurst, die Leisetreter und Vorsichtigen müssen noch ein wenig warten.
Die zusätzlichen Karten für "7 Deaths of Maria Callas" gehen heute um 10 Uhr online sowie telefonisch in den Verkauf. Sie werden schnell weg sein, denn die Staatsoper musste zuvor mehreren tausend Interessenten absagen.