In aller Gelassenheit

Kirill Petrenko dirigiert das Bayerische Staatsorchester im "Rosenkavalier" von Richard Strauss im Nationaltheater
von  Volker Boser

Kirill Petrenko dirigiert das Bayerische Staatsorchester im "Rosenkavalier" von Richard Strauss im Nationaltheater

Übermütige Fans vergleichen ihn bereits mit Carlos Kleiber. Seit seinem Amtsantritt als GMD der Staatsoper löst Kirill Petrenko regelmäßig Jubelstürme aus. So auch jetzt bei der Wiederaufnahme von Otto Schenks Uralt-Inszenierung des „Rosenkavalier“ von Strauss. Sie ist untrennbar mit dem Namen Carlos Kleiber verbunden, der sie viele Male und jedes Mal ein wenig anders dirigiert hat. Wie er scheut auch Kirill Petrenko Medien und Öffentlichkeit. Weitere Gemeinsamkeiten lassen sich aber kaum feststellen.

Wo bei Kleiber spontane Emotionen dominierten, gelegentlich willkürlich, kaum kalkuliert, bleibt Petrenko gelassen. Nichts scheint er dem Zufall überlassen zu wollen. Das erneut hinreißend sensibel musizierende Staatsorchester hatte einen großen Abend. Zurückhaltung hieß die Devise. Übermäßige Lautstärke war nur gelegentlich erlaubt, etwa bei den diversen Tumulten, in denen der Grobklotz Ochs auf Lerchenau mal wieder in ein Fettnäpfchen getreten war. Mit Carlos Kleiber hat Kirill Petrenkos melancholischer, eher unspektakulär auftrumpfender „Rosenkavalier“ nichts zu tun. Eher schon mit dem späten Herbert von Karajan, der einst ziemlich ungeniert den Charme Strauss'scher Sinnlichkeit zum Klingen brachte.

Ochs versucht sich drollig im Wiener Dialekt

Leider fand das vom Dirigenten und dem Orchester vorgegebene hohe, bisweilen auch höchste Niveau keine Entsprechung auf der Bühne. Soile Isokoski als Marschallin blieb farblos. Es fehlten ihr Präsenz und Ausstrahlung. Allerdings setzte sie ein Highlight kurz vor Schluss: Selten hat man den Beginn des Terzetts im dritten Akt so souverän und anrührend gesungen vernommen.

Niedlich, aber stimmlich ohne allzu viel Brillanz, zwitscherte Mojca Erdmann die Sophie. Das Kontrastprogramm dazu bot Alice Coote als eher ruppiger Octavian. Warum nur verzerrte sie die MariandlSzenen bis zur Karikatur? Der britische Bass Peter Rose war als Ochs mit einigem Erfolg um Charakterisierung bemüht, inklusive überaus drolliger Versuche im Wiener Dialekt.

Am Ende wurden Kirill Petrenko und das Orchester mächtig gefeiert. Die Zustimmung für die Sänger hielt sich in Grenzen.

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