Hofspielhaus: Blumen, Dessous und große Oper

Christiane Brammer, Sproß einer Schauspieldynastie, hat ein Theater eröffnet. Ganz unbescheiden heißt es Hofspielhaus.
Adrian Prechtel |
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München - Der Name ist Programm, ein anspruchsvolles! „Hofspielhaus“, das lässt nicht nur Höfisches assoziieren. Die Residenz ist schräg gegenüber, aber auch das Hofbräuhaus ist in direkter Nachbarschaft und verspricht Erdung. Der eigene kleine Innenhof grenzt fast an den Alten Hof. Zentraler geht es also nicht, wenn die Schauspielerin Christiane Brammer ein kleines eigenes Theater neu gegründet hat– selbstverständlich, damit das kleine feine Haus nicht nur ihr eine Bühne gibt.

AZ: Frau Brammer, wenn man ins Hofspielhaus eintritt, landet man gleich in Ihrem schönen hellen Foyer. Was war den in dieser Altstadtlage hier zuvor?

Christina Brammer: Zuletzt eine Bar, wo auch Jazz gespielt wurde, zuvor ein Club „Privé“ – vielleicht nicht sehr kulturell, aber wer weiß? Und früher war hier der In-Schuppen „Schampus“.

Man geht die freie Treppe hinunter in den Theaterraum, der offen ist zu einer kleinen, schönen Bar.

Die Wände waren früher hier unten von Kulissenbauern der Bavaria zu einem Felsenstein-Weinkeller umgestaltet. Und was soll jetzt hier alles stattfinden?

Alles....

Christiane Brammer singt spontan „Im Salon zur Blau’n Pagode ist es jetzt die große Mode“.

Ja, im „Land des Lächelns“ hab ich auch mal gesungen. Aber für eine echte Soubrette bin ich vielleicht schon ein bisserl zu alt. Im Gärtnerplatz können die zwar vielleicht mal älter sein, aber hier bei mir ist man einfach näher dran.

Sie tritt unter der Treppe auf die Bühne zu, die mit einem festlich-lila Samtstoff überworfen ist. Etwa fünfzig Stühle sind in fünf Reihen davor.

Aber die kann man alle umstellen: Man kann die Bühne auch umringen. Ein Klavier ist schon da und ein Flügel darf es auch bald sein. Und wenn die Stühle raus sind, kann man tanzen. Alle Scheinwerfer sind verstellbar. Bis zu sechzig Leute können zuschauen.

Und was gibt’s an der Bar zu Essen?

Immer was Kleines, das zum Stück passt. Also zu „Die Sphinx von Giesing“ was Bayerisches.

Könnte ja da ja auch was Ägyptisches sein.

Ja, aber eben Giesing und nicht Gizeh. Die „Sphinx von Giesing“ ist die erste Eigenproduktion von vieren, die jetzt bald gespielt werden, da spielt auch meine Mutter mit. Dann kommt „Schwestern“ von Stefanie von Poser inszeniert und dann kommt das München-Kabarett, das ich mir vom André Hartmann gewünscht habe, da führe ich Regie und dann haben wir eine Komödie von Neil Simon, „California Suite“.

Sie erzählen das wunderbar atemlos.

Ja, weil das alles so einen Zug hat. Aber wie spielen nicht alle Tage. Montag, Dienstag, Mittwoch ist oft frei, damit wir unser intimes Haus auch für Events vermieten können. Die Kunst muss ja finanziert werden.

Aber die Stadt ist Ihnen doch sicher dankbar und unterstützt Sie?

Theater können vom Kulturreferat erst nach zwei Jahren gefördert werden, wenn sie sich gehalten haben. So ist das hier in München. Der Bezirksausschuss aber hat mich sehr nett bei der „Sphinx von Giesing“ unterstützt.

Und wie finanzieren Sie dann das Ganze bei den horrenden Immobilienpreisen und Mieten?

Schauen Sie, ich bin seit Jahren Serienschauspielerin im Fernsehen und habe mir Geld zurückgelegt, um hier diesen Traum verwirklichen zu können. Ich stamme aus einer großen Schauspielerfamilie, mein Vater hat gleich hier ums Eck in den Kammerspielen und am Resi gespielt. Wir alle lieben die Bühne und meine Eltern hatten ja ein Theater „Die Brücke“ das bis 1974 insgesamt sieben Mal um die ganze Welt getourt ist. Letztes Jahr ist mein lieber Bruder Philipp, der ja auch Schauspieler war, ums Leben gekommen: ein so trauriger Schicksalsschlag, der mir auch wieder einmal gezeigt hat, dass man mit nichts warten soll, was man spürt, machen zu müssen. Wir schrecken hier auch vor Beethoven nicht zurück, für seine Neunte ist am Neujahrstag auch Platz in unserer „kleinen Edelhütte“ – vierhändig am Klavier mit Sängern. Und Gerold Huber, ich nenne ihn ohne Hochstapelei „Weltpianist“, der auch Größen wie Christian Gerhaher begleitet, spielt Beethoven-Sonaten und und begleitet danach den Stummfilm „Der Märtyrer seines Herzens“ über Beethoven hier live am Tag vor Silvester.

Aber ist das nicht alles ein großes Risiko?

Ich muss halt die Münchner wieder hierher locken, weil diese Gegend ja wunderbar zentral, aber bisher fast rein touristisch ist. Aber dazu habe ich ja große Unterstützung, vieles ist jetzt schon sehr gut gebucht und ich habe mit dem Musikladen „Zauberflöte“ einen eigenen Vorverkaufspavilion in der Passage – fast wie die Staatsoper, oder? Und um mich herum sind ein Blumen- und Dessous-Laden, ein Juwellier und Kochen kann man hier auch noch, der „Boettner“ ist nah und gegenüber der hippe Cosmogrill! Eine wunderbare Nachbarschaft.

Sie haben ja auch „Salons“ vor.

Ja, weil auf amüsante, aber eben ernsthafte Weise man so Vieles erzählen kann. Und wir machen jetzt gleich diesen Sonntag einen Chanson-Abend über den Sänger, Kabarettisten und Schauspieler Max Hansen, der jüdischer Abstammung und zum Ärger der Nazis ja einer der größten Publikumslieblinge war.

 

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