Heimatminister der Herzen

Hannes Ringlstetter stellt sein neues Solo-Programm „Aufgrund von Gründen“ im Circus Krone vor
Mathias Hejny |
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Er steht noch nicht vor dem richtigen Plakat, aber im Grunde ist Hannes Ringlstetter der bayerische Heimatminister der Herzen.
pertramer@medium Er steht noch nicht vor dem richtigen Plakat, aber im Grunde ist Hannes Ringlstetter der bayerische Heimatminister der Herzen.

Ein schönes Bild schon vor Beginn: Drei akustische Gitarren stehen aufgereiht und von der Beleuchtung ansprechend inszeniert auf der Bühne. Dieser Abend wird ein musikalischer werden, bedeutet das, denn Hannes Ringlstetter musiziert auch dann sowohl gerne auch als gut, wenn er nicht mit seiner Band unterwegs ist und die Show „Fürchtet euch nicht“ spielt. Der 48-jährige Straubinger ist ein Singer-Songwriter der alten Schule, kann Country ebenso wie Blues oder Chansonhaftes und Folkloristisches.

Obenrum riechen die Madln nach Gelbwurscht, untenrum nach Silo

Es geht aber auch, wie als saukomische Zugabe, Parodie wie ein „positives Trennungslied“ im Howard-Carpendale-Sound („Du kannst von mir aus sofort gehn“). Gesanglich fahndet er zudem nach dem „greisligsten“ Ort des ansonsten so schönen Bayernlands und wird fündig an der Weißbierbar im FKK-Becken der Erdinger Therme oder feiert die freiwilligen wie beruflichen Helfer, die für kein bis wenig Geld viel Gutes leisten, mit dem Song „Schöne neue Welt“. Anders als der Titel des gleichnamigen Romans von Aldous Huxley ist das nicht ironisch gemeint. Das brettharte Brettl ist nicht die Sache vom Ringlstetter-Hannes.

Er ist ein Netter, der in seiner ländlichen Heimat, wo die Madln noch obenrum nach Gelbwurscht riechen und untenrum nach Silo, solide geerdet ist. Als er zur Premiere seines neuen Programms im Circus Krone sein Lied „Niederbayern“ anstimmte, schwappte warme Herzlichkeit von seinen zahlreich angereisten Landsleuten über auf den Rest der Zuhörer. Dabei ist es keine triumphierend marschierende Hymne, sondern eine herb-zarte Liebeserklärung voll Melancholie.

Die Arschlöcher ortet er vor allem in München

Hannes Ringlstetter ist spätestens von nun an der niederbayerische Heimatminister der Herzen, der sich vom „Heimatgedusel“ der Herren Söder und Seehofer ausdrücklich distanziert. Die Arschlöcher ortet er ohnehin vor allem in München, wo er zur Zeit meistens mit seiner Familie lebt. Running Gag und Indiz für den zeitgenössischen urbanen Schwachsinn ist die Familie im Haus gegenüber. Helene und Sören erziehen ihren Sohn Joel nicht, denn jeder werde das, erklärt der Sören, wozu er bestimmt sei – „ein Arschloch eben“, kommentiert der Hannes.

YouTube ersetzt das Sandmännchen

Dank You Tube muss das Kind auch nicht mehr in den Schlaf gestreichelt werden. Das übernehmen heute ASMR- Videos, die „Autonomous sensory meridian response“, bei der das Geräusch einer Flüsternden, die Chips knabbert, wohlige Schläfrigkeit auslösen sollen. Da lobt Hannes Ringlstetter seinen eigenen Sohn.

Essen im Bett sei ausdrücklich verboten, aber wenigstens isst der Bub seine Chips noch selbst. Nebenbei erklärt er auch den nur auf den ersten Blick witzigen wie rätselhaften Titel des Abends „Aufgrund von Gründen“: Nur das Wenigste in unserem Leben hat einen Sinn, aber alles hat einen Grund.
    
Am 24., 25. und 26. Juni spielt Hannes Ringlstetter mit seiner Band das Programm „Fürchtet euch nicht!“ im Lustspielhaus

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