Kritik

Gut getanzt, sonst sehr erwartbar: „Pretty Woman“ im Deutschen Theater

Das Musical mit Musik von Bryan Adams und Jim Vallance in der Schwanthaler Straße
Johanna Kippe |
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„Pretty Woman“ im Deutschen Theater.
Dominik Flohr 3 „Pretty Woman“ im Deutschen Theater.
„Pretty Woman“ im Deutschen Theater.
Dominik Flohr 3 „Pretty Woman“ im Deutschen Theater.
„Pretty Woman“ im Deutschen Theater.
Dominik Flohr 3 „Pretty Woman“ im Deutschen Theater.

Nach dem durchschlagenden Erfolg des Filmes von 1990 war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis „Pretty Woman“ auch zum Musical wurde. 2018 war es dann so weit. Mit Musik von Bryan Adams und Jim Vallance kam das Pop-Rock-Stück in Chicago heraus. Nach einem ersten Tourstopp in Oberhausen ist nun eine Neuinszenierung von Carline Brouwer im Deutschen Theater zu sehen.

Das Musical bleibt seiner Filmvorlage mit vielen eins zu eins übernommenen Szenen und Dialogen treu, sodass hier wohl nicht allzu viel zum Inhalt gesagt werden muss: Ein millionenschwerer, rücksichtsloser Geschäftsmann bezahlt eine Sexarbeiterin dafür seine Freundin zu spielen, verliebt sich, wird ein besserer Mensch und so steht seinem Auftritt als Retter und Märchenprinz nichts mehr im Wege.

Diese von Machtgefällen durchtränkte Liebesgeschichte zwischen Vivian (Shanna Slaap) und Edward (Mathias Edenborn) wird leider auch nicht durch knisternde Chemie zwischen den Hauptfiguren gerettet. Zum einen wird Vivian von Anfang an fast schon kindlich dargestellt, was ihre Abgängigkeit von Edward zusätzlich betont. Zum anderen wird man das Gefühl nicht los, dass Slaap im schauspielerischen Teil einen sorgfältig auswendig gelernten Text vorträgt, ohne ihre Figur aus sich heraus zu verkörpern.

Die Tanzszenen sind gut

In den eingängigen Popsongs und Balladen von Bryan Adams sieht das dann ganz anders aus. Slaap ist nicht nur stimmlich absolut sicher. Hier springen auch die Emotionen über, die in den Dialogen auf sich warten lassen. Da das Stück jedoch textlastig bleibt, wird die Romantik nur stellenweise spürbar. Auch Mathias Edenborn kann musikalisch überzeugen, besonders sticht jedoch Sophie Reinicke in der Rolle von Vivians bester Freundin und Kollegin Kit heraus. Ausdrucksstark und stimmgewaltig verleiht sie den Songs eine rockige Note. Und auch schauspielerisch verkörpert sie auf wunderbare Weise die chaotische, freiheitsliebende Kit, sodass sich durchaus die Frage stellt, warum sie nur eine Zweitbesetzung für die Hauptrolle ist.

„Pretty Woman“ im Deutschen Theater.
„Pretty Woman“ im Deutschen Theater. © Dominik Flohr

„Pretty Woman - Das Musical“ brilliert im Tanz. Die Hauptdarsteller werden nicht geschont, tanzen stehts die kompletten, anspruchsvollen Choreographien mit und auch der Rest des Ensembles ist ausgesprochen stark. So entstehen auf der Bühne eindrucksvolle Ensemble-Szenen, sei es auf dem Straßenstrich des Hollywood Boulevards oder in der schicken Gesellschaft von Beverly Hills. Besonders charmant sind auch die Auftritte und Tanzeinlagen des Hotelpersonals, die alle samt einen Narren an ihrem ungewöhnlichen Gast Vivian gefressen haben.

Nähe zum Original

Unterstützt werden die tollen Choreos durch raffinierte Kostümwechsel. Auch das Bühnenbild ist gelungen: Durch Übergänge, so flüssig, dass man sie schnell übersehen kann, befindet man sich mal in den Straßen von LA, mit Vivian und Edward im Luxus-Hotel oder auf einem Polo-Feld.

„Pretty Woman“ im Deutschen Theater.
„Pretty Woman“ im Deutschen Theater. © Dominik Flohr

So liefert „Pretty Woman“ eine vor allem visuell überzeugende Version der aus heutiger Sicht problematischen Liebesgeschichte. Darüber hinaus bleibt das Stück sehr vorhersehbar. Aber vielleicht waren es genau diese Nähe zum Original und die Wiederholung bekannter Sätze wie „Läden sind nicht nett zu Menschen, Läden sind nur nett zu Kreditkarten“, die der Premiere Standing Ovations einbrachten.

Bis 14. Dezember, Di. bis Fr. 19,30 Uhr, Sa. 15 Uhr und 19.30 Uhr, So. 14.30 Uhr und 19 Uhr im Deutschen Theater, Telefon 55 234 444

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