Gärtnerplatztheater: Eindrucksvoll gemischt
Das Gärtnerplatztheater spielt Arthur Honeggers Oratorium „Johanna auf dem Scheiterhaufen“ in der Alten Kongresshalle auf der Theresienhöhe.
München - So geht es auch: Aus der Not, sein eigenes Haus wegen Renovierungsarbeiten nicht bespielen zu können, macht Gärtnerplatzchef Josef E. Köpplinger eine Tugend. Das sperrige Oratorium, das sich um den Mythos der Jeanne d’Arc rankt, hat in der Alten Kongresshalle auf der Theresienhöhe einen angemessenen Ort gefunden. Die konzertante Aufführung, durch sparsame Lichteffekte (Max Keller) angemessen angereichert, zeugte eindrucksvoll von den Qualitäten der hauseigenen Kräfte.
Chor, Kinderchor und Orchester des Theaters am Gärtnerplatz präsentierten sich optimal vorbereitet. Und auch die Auswahl der Solisten überzeugte: Julia Stemberger in der Titelpartie trug ihren Text auswendig vor, zeichnete eine gleichermaßen starke wie zerbrechliche Figur. Sie ist die einzige reale Gestalt in Honeggers Oratorium, das in Texten von Paul Claudel das Schicksal der Jungfrau von Orléans rückblickend rekonstruiert – nicht immer chronologisch korrekt, sondern auch in der Musik oftmals polymelodisch aneinandergereiht. Michael von Au blieb als Bruder Dominik angemessen unpathetisch. Unter den Sängern ragten Ferdinand von Bothmer und Elaine Ortiz Arandes heraus.
Es ist ein Verdienst des Dirigenten Marco Comin, dass die vielen Facetten dieses Werkes eindrucksvoll zu erleben waren. „Johanna auf dem Scheiterhaufen“ zählt zu jenen Werken Honeggers, in denen man auch nach mehrmaligem Hören immer noch Neues entdecken kann: eine faszinierende Mischform aus Sprech- und Musiktheater, antikem Drama und mittelalterlichem Mysterienspiel.
Weitere Vorstellungen am 15., 16., 18., 19.12. Karten unter 2185 1960