Führungswechsel an der Bayerischen Staatsoper: Wird sie jetzt Generalmusikdirektorin ?

Am gestrigen Dienstag, so scheint es, war ein Gespräch zwischen Kunstminister Markus Blume und Serge Dorny, dem Intendanten der Bayerischen Staatsoper anberaumt. Ob es stattfand, ist offen. Thema kann nur die lange hinausgezögerte Vertragsverlängerung über 2026 hinaus gewesen sein.
Gleichzeitig kursierten Gerüchte, Blume wolle den Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski spätestens 2028 durch die Dirigentin Joana Mallwitz ersetzen. Damit verbunden sei auch ein Wechsel in der Intendanz. Die Rede ist von Viktor Schoner, vormals Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros unter dem Intendanten Nikolaus Bachler und gegenwärtigem Intendanten der Stuttgarter Staatsoper. Der dementiert allerdings Gespräche mit dem Kunstministerium,
Kunstminister Markus Blume will noch nichts bestätigen
Blume, darauf angesprochen, empfiehlt den Genuss des Sonnenscheins draußen vor dem Fenster, seine Sprecherin möchte gar nichts sagen. Aber eine Aussage, dass sie Dorny und Jurowski halten wollen, kommt beiden nicht über die Lippen.
In der Staatsoper gibt es seit Dornys Amtsantritt anhaltende Vorbehalte gegen den Führungsstil des Intendanten. Das Verhältnis mit dem Verwaltungsdirektor, dem Vertreter des Ministeriums im Haus, gilt als schlecht bis zerrüttet. Jurowski scheint im Bayerischen Staatsorchester offenbar nicht nur Fans zu haben. Aber derlei Kritik ist letztlich normal.
Blume dürfte zuletzt Gespräche mit Mitarbeitern der Staatsoper geführt haben. Es ist nicht auszuschließen, dass ihn die von außen schwer einschätzbare Unruhe am Haus bewogen hat, Dorny und Jurowski keine Verlängerung ihrer Verträge mehr anzubieten. Und womöglich war es auch keine gute Idee, auf der Leitungsebene der Staatsoper allzu offen Kritik am Minsterium zu üben und gleichzeitig über die Medien eine Verlängerung einzufordern.
Erfolgszahlen als Hilfeschrei?
Die von der Staatsoper am vergangenen Freitag bekanntgegebenen Erfolgszahlen sprechen angesichts des anspruchsvollen Spielplans mit düsteren Werken wie "Pique Dame" und "Die Passagierin" eigentlich für den Intendanten und den Generalmusikdirektor. Aber ihre Veröffentlichung hatte gleichzeitig auch den Beigeschmack eines Hilfeschreis.

Die heute 38-jährige Joana Mallwitz war Musikchefin der Nürnberger Oper, wo sich ihre Erfolge gewiss auch bis zum wenig klassik-affinen Ministerpräsidenten herumgesprochen haben. Sie ist derzeit Chefin des Konzerthausorchesters in Berlin, wo ihr Vertrag bis 2028 läuft. Am Montag und Dienstag dirigiert sie die Musikalische Akademie des Bayerischen Staatsorchesters. Der Wechsel zu einer Generalmusikdirektorin ließe sich als befreiende Geste und zugleich als Akt der Modernisierung verkaufen. Sie entspräche ganz und gar dem wissenschaftspolitischen Führungsstil der Staatsregierung, weshalb das Gerücht auch so plausibel wirkt.
Dorny und Jurowski wären nicht die ersten, die ihre Ablösung aus der Zeitung erfahren. Guter Stil sieht anders aus. Aber in diesem Punkt kennt man weder in der Politik noch am Theater wirklich Gnade. Bisher ist alles aber nur ein Gerücht.