Finale Explosion trotz langer Zündschnur

„Rock the Ballet“ fasziniert im Prinzregententheater – allerdings erst in der zweiten Hälfte
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„Rock the Ballet“ fasziniert im Prinzregententheater – allerdings erst in der zweiten Hälfte.

MÜNCHEN Unvergessen ist der legendäre Ausbruch des Monaco Franze nach seinem Opernbesuch. So unvergessen, dass er prompt im Prinzregententheater im Kopf aufploppt. Gut, „ein rechter Scheißdreck“ ist die Show „Rock the Ballet“ natürlich nicht. Doch die tanzende Formation unter der Leitung des Künstlerischen Direktors Rasta Thomas überzeugt zunächst enttäuschend wenig – vergleicht man sie mit ähnlichen Tanzprojekten wie „Swanlake Reloaded“. 

Kanye West macht den Auftakt. „Stronger“. In bunten Poloshirts stürmen die Bad Boys of Dance die schwarze Bühne. Cool geht anders. Und cool, wie ja „bad“ modern übersetzt wird, ist auch nicht das Tempo. Fast hektisch präsentiert sich die Choreografie aus Ballett und zeitgenössischem Tanz und büßt so an Harmonie, Ausdruck und Synchronität ein.

Einzig die Solisten sind neben den traumähnlichen Videoprojektionen von Joshua Hardy in der ersten Hälfte ein Genuss. 

Doch dann die Explosion: der zweite Akt.  Ausgerechnet zum unbekanntesten Künstler der 30 Tracks umfassenden Playlist, dem isländischen Multiinstrumentalisten Ólafur Arnalds, zeigen die Bad Boys, wie „bad“ sie wirklich sind. Edgy- und Slowmotion-Elemente geben den dunkel-düsteren Klängen von „Brotsjor“ eine Körperlichkeit, die berauscht.

Die Tänzer wirken regelrecht entfesselt, losgelöst von choreografischer Strenge. Isolationen wie Popping, der Roboter-Tanz, durchbrechen immer wieder die Balletteinschübe, bis sie die Bühnenszenerie fast beherrschen. Wahnsinn. Das Publikum kann sich kaum halten, der Boden hört nicht mehr auf zu vibrieren. 

Dann Michael Jackson – gut, der King of Pop hat es mit seinen anklagend-trotzigen Songs Choreografen immer leicht gemacht. Aber die anfänglich fehlende Harmonie ist endlich da und begeistert mit rasanten zur Musik passenden Wechseln von Pirouetten über gewagten Sprüngen zu spektakulären Breakdance-Moves. 

Ein hormongeladenes Pas de Deux-Intermezzo mit dem „Pretty Girl“ Kaitlynn Edgar bringt kurzzeitig zu den Klängen von Robin Thickes „Lost Without You“ Ruhe in den Saal. Bis Outkast mit „Hey Ya“ die Geschwindigkeit auf die Bretter zurückholt und die Tänzer wieder in ihre anbetungswürdigen Hip-Hop-Posen zurückbeordert. 

Warum nicht gleich so? Dann hätte man sich die Assoziation mit der grobschlächtigen Erfahrung des Monaco Franze sparen können.

„Rock the Ballet“, Prinzregententheater, bis 13. August, Tickets ab 60 Euro, 01806/57 00 99, rock-the-ballet.de

 

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