Feminismus mit Bling-Bling: Malarina im Lustspielhaus
Singe mir deine Liebeslieder, und ich sage dir, wer du bist. In Deutschland gibt es "Marmor, Stein und Eisen bricht", in Österreich "7 Sünden". Beides möglicherweise schlechte Lieder, die aber ein schönes Gefühl hinterlassen und irgendwie Lust machen auf Liebe. Und im Balkan? Da sehen Liebeslieder so aus: Ein Mann und eine Frau singen ein Duett. Sie singt, dass sie ihn verlassen hat, weil er trinkt. Er singt, dass er trinkt, weil sie ihn verlassen hat. Einer von beiden lügt, beide sind schlecht drauf. Da kommt doch Stimmung auf.
Malarina kommt aus Serbien und lebt seit ihrer Kindheit in Österreich. Die Kabarettistin weiß also, wovon sie spricht beziehungsweise singt. Sie versteht sich als eine Art Völkerverständigerin zwischen Balkan und dem Rest der Welt, genauer gesagt: "zwischen den Schwabos, Tschuschen und Elite-Tschuschen". Im Lustspielhaus hatte nun die Deutschlandpremiere von ihrem neuem Programm "Trophäenraub" Premiere. Und jene Trophäe, die da geraubt werden soll, die will Malarina selbst sein.
Denn seit sie mit ihren Programmen ein wenig Geld verdient, muss sie Dinge tun wie Lohnsteuererklärung und einen großen Anteil vom Verdienten gleich wieder abführen. Für Erbschaften hingegen zahlt frau in Österreich keine Steuer, drum hat Malarina einen Plan: "Ich will Erbin werden!" Für ein politisches Kabarettprogramm sei Österreich ohnehin zu instabil, drum konzentriert sie sich aufs vermeintlich Private.
Feminismus? Jederzeit gerne. Aber mit High Heels
Auf der Bühne hat sie sich eine Garderobe mit Kleiderständer und Schminktisch hergerichtet, sie selbst stolziert von Kopf bis Fuß in Schlangenoptik gekleidet mit Rollkoffer durch den Zuschauerraum herein. Ihr Motto: Feminismus? Jederzeit gerne. Aber bitte mit High Heels und jeder Menge Make-Up und Bling-Bling! Das Patriarchat abschaffen? Warum, wenn frau es auch zu ihrem Vorteil nutzen kann?
Zwischen den Anrufen von "Schatzihasiputzimausi", ihrem aktuellen Freund und Geldgeber, teilt sie ihre Gedanken zum Arm- und Reichsein sowie zur sogenannten Leistungsgesellschaft, in der merkwürdigerweise trotzdem nur Erben in Villen wohnen und niemand, der einfach nur gearbeitet hat. Der allgemeine Trend, sich eine Balkanfrau als "Trophäe" zur Seite zu stellen, spielt ihr in die Hände. Oder?

Ihre letzte Beziehung, eine Millionenerbin, habe leider beschlossen, all das Geld zurückzuverteilen, drum musste sie die Beziehung leider beenden: "Sie hat alles den Armen gegeben! Wie egoistisch kann man sein?" Für den Neuen hat sie sich sogar, wie es in Tirol Sitte ist, Funktionskleidung gekauft und ist tatsächlich wandern gegangen (eigentlich gar nicht ihre Art).
Aber leider ist der Junior nun in Ungnade gefallen und die Eltern haben ihm den Geldhahn zugedreht. Und so ist Malarina wieder am Anfang ihrer Bemühungen, obwohl sie doch pansexuell und somit offen für alle ist - oder fast alle: "I don't see gender", verkündet sie. "I see money!" Trotzdem gerät sie immer wieder an Philanthropen, die ihr Geld lieber spenden als vererben.
Malarina feiert das Frausein in all seinen Facetten
Das alles ist von großer Leichtigkeit und erfrischender Selbstironie. Eine Mischung, die einfach gut tut. Malarina bedient mit Lust jedes Klischee über Frauen an sich und solche aus dem Balkan im Speziellen. Und bricht es mit noch größerer Lust. Nach der Pause ist das Garderobensetting verschwunden, es folgt die eigentliche Show: eine imaginäre Reise durchs Frausein von der Steinzeit bis ins Heute. Als die Menschen im Neolithikum sesshaft wurden und die Männer beschlossen, von nun an alleine jagen zu gehen, war das "das Schlimmste, was dem Feminismus passieren konnte".

In der griechischen Antike war's zumindest in Sachen Queerness ganz cool, das Mittelalter dann aber nur noch düster. Nonchalant streift Malarina durch eine männergemachte Geschichte, springt von Kreuzzügen in die aktuelle Gegenaufklärung.
Es steckt dann doch ziemlich viel in diesem Programm, das daherkommt wie das Abziehbild eines oberflächlichen Trophy Wifes, und nach und nach seinen Tiefgang offenbart. Malarina feiert das Frausein in all seinen Facetten und macht klar: Feminismus kann glamourös sein. Und sehr humorvoll.
Wieder am 12. Juni und am 17. September im Lustspielhaus, Karten bei Münchenticket
- Themen: