Ein Update für "Der Watzmann ruft"
Ursprünglich war es ein Konzeptalbum von Wolfgang Ambros, Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz. 1972 entstand „Der Watzmann ruft“ als Live-Hörspiel für den ORF
AZ: Herr Meineke, Herr Kemmler, ist es nicht ein Sakrileg, am „Watzmann“ herumzudoktern?
ECCO MEINECKE. Ja.
Das wollen Sie ins Heute transportieren.
KEMMLER: Mit höchster Ehrfurcht, aber auch mit dem Vorschlaghammer. Denn das Bild vom Berg-Idyll ist komplett anders geworden. Die Berge sind heute ein Spielpark für Snowboarder und Gleitschirmflieger.
MEINEKE: Live. Ich bin im Allgäu aufgewachsen und habe den Watzmann schon in einer Schulband gespielt. Das war Kulturgut, und zwar amerikanisches. Denn was Wolfgang Ambros an der Gitarre macht, ist letztendlich American Folk. Das Musical
KEMMLER: Das geht vielen so, vor allem jüngeren Leuten, die da heute reingeraten und die Legende nicht mitbekommen haben. Die denken dann: Viel war da auf der Bühne nicht los.
KEMMLER: Straight ist das neue Queer.
MEINECKE: Weil wir mit der Alpinen Zabine Sabine Kapfinger einen ganz großen Fisch an Land gezogen haben. Die ist in Österreich und bei allen, die mit Hubert von Goisern
Die Gailtalerin ist nun eine Influencerin. Sind die nicht schon wieder out?
KEMMLER: Was eine Influcencerin ist, kann man ja simpel nur sehr schwer erklären, weil es so nutzlos ist. Im „Watzmann“ hat sie als Society-Legende in Kitzbühl ihre Drähte überall hin. Sie kann jeden Mann kriegen. Früher war jemand in der „Bunten“ und galt als High Society und maßgeblich für das, was man anzieht. Heute lässt man sich die Kleider schenken und zeigt sie auf Youtube. Obwohl – früher bekamen die Damen die Bekleidung auch geschenkt. So groß ist der Unterschied auch wieder nicht.
MEINEKE: Früher musste man sich prostituieren, um in die „Bunte“ zu kommen, außer man hatte einen anständigen Beruf wie Schauspielerin. Wenn man heute ein It-Girl werden will, macht man das autonom, indem man sich selbstbewusst sozialer Medien bedient, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Unsere Gailtalerin holt sich ganz aktiv, was sie will – wie der Berg.
Offenbar haben Sie es auf Tourismus-Kritik abgesehen.
KEMMLER: Das Idyll ist nicht mehr der Berg. Die Bauern und Skililftbetreiber führen nur noch die heile Welt vor. Die Berghütte ist umrahmt von Werbetafeln und nur noch ein Ort für Selfies.
Dem echten Watzmann ist das erspart geblieben.
MEINECKE: Wolfgang Ambros hatte keine Ahnung, dass der Berg in Bayern steht. Er fand nur den Namen lustig. Wir machen mit Rückendeckung der Österreicher eine bayerische und Münchner Fassung draus. KEMMLER: Der Bauer ist bei uns mehr ein Geschäftsmann, sein naturverbundener Sohn möchte definitiv nicht mit der Seilbahn auf den Gipfel.
Was passiert mit der Musik?
MEINECKE: Die wird mit Samthamtschuhen angefasst.
KAMMLER: Und es bleibt insgesamt krachert, ohne jeden erhobenen Zeigefinger. Wir wollen, dass die alte und die jüngere Generation von „Watzmann“-Besuchern ihren Spaß hat.
Waren Sie schon mal auf dem Watzmann?
MEINEKE: Nein. Aber der Ambros war in den 1990er Jahren droben.
KEMMLER: Theoretisch müssten wir vor der Premiere eigentlich rauf. Für mich reicht aber die halbe Höhe.
Deutsches Theater, 25. Juli bis 4. August, Karten von 30 bis 70 Euro unter Telefon 54818181. Ermäßigung für Mitglieder des Deutschen Alpenvereins zum 150-jährigen Jubiläum (Ausweis bereithalten!)
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