Ein Update für "Der Watzmann ruft"

Das Deutsche Theater zeigt den ganzen Juli über eine neue Version des alpinen Klassikers „Der Watzmann ruft“
Robert Braunmüller |
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Ecco Meineke (links) und Sven Kemmler vor der alten Höllentalangerhütte im Garten des Alpinen Museums auf der Praterinsel. Die stand früher auch nicht am Watzmann, sondern auf dem Weg zur Zugspitze im Wetterstein.
Andrea Brill 3 Ecco Meineke (links) und Sven Kemmler vor der alten Höllentalangerhütte im Garten des Alpinen Museums auf der Praterinsel. Die stand früher auch nicht am Watzmann, sondern auf dem Weg zur Zugspitze im Wetterstein.
Ecco Meineke (links) und Sven Kemmler im Garten des Alpinen Museums auf der Praterinsel.
Andrea Brill 3 Ecco Meineke (links) und Sven Kemmler im Garten des Alpinen Museums auf der Praterinsel.
Ecco Meineke (links) und Sven Kemmler im Garten des Alpinen Museums auf der Praterinsel.
Andrea Brill 3 Ecco Meineke (links) und Sven Kemmler im Garten des Alpinen Museums auf der Praterinsel.
Das Deutsche Theater zeigt den ganzen Juli über eine neue Version des alpinen Klassikers „Der Watzmann ruft“

Ursprünglich war es ein Konzeptalbum von Wolfgang Ambros, Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz. 1972 entstand „Der Watzmann ruft“ als Live-Hörspiel für den ORF
. 1974 kam die Schallplatte heraus, die sich über 250 000-mal verkaufte. Später entstand eine Bühnenversion, die ab dem Jahr 2000 im Münchner Lustspielhaus aufgeführt wurde. Für das Deutsche Theater inszenieren Ecco Meinecke und Sven Kemmler den alpinen Klassiker neu. Premiere ist am nächsten Freitag.

AZ: Herr Meineke, Herr Kemmler, ist es nicht ein Sakrileg, am „Watzmann“ herumzudoktern?
ECCO MEINECKE. Ja.
SVEN KEMMLER: Und nein. Bestimmte klassische Szenen sind natürlich drin. Das ist ja Kulturgut. Wir sind auch mit der Platte aufgewachsen. Oder einer Cassette. „Der Watzmann ruft“ war eine Parodie auf den Heimatfilm. Den Jüngeren fehlt da der Bezug. Und deshalb legt sich da leicht der Nebel um den Berg.

Das wollen Sie ins Heute transportieren.
KEMMLER: Mit höchster Ehrfurcht, aber auch mit dem Vorschlaghammer. Denn das Bild vom Berg-Idyll ist komplett anders geworden. Die Berge sind heute ein Spielpark für Snowboarder und Gleitschirmflieger.

Wie haben Sie den Watzmann zuerst kennengelernt?
MEINEKE: Live. Ich bin im Allgäu aufgewachsen und habe den Watzmann schon in einer Schulband gespielt. Das war Kulturgut, und zwar amerikanisches. Denn was Wolfgang Ambros an der Gitarre macht, ist letztendlich American Folk. Das Musical
hat das dann in Rock übersetzt. Mich hat vor allem die Musik interessiert und weniger die Geschichte, obwohl ich natürlich die Gailtalerin mitbekommen habe. Und dass da einer auf den Berg muss.
KEMMLER: Das geht vielen so, vor allem jüngeren Leuten, die da heute reingeraten und die Legende nicht mitbekommen haben. Die denken dann: Viel war da auf der Bühne nicht los.

Das war auch mein letzter Eindruck. Warum ist die Gailtalerin jetzt eine Frau? Die Besetzung mit einem Mann war doch früher das Avantgardistische.
KEMMLER: Straight ist das neue Queer.
MEINECKE: Weil wir mit der Alpinen Zabine Sabine Kapfinger einen ganz großen Fisch an Land gezogen haben. Die ist in Österreich und bei allen, die mit Hubert von Goisern
aufgewachsen sind, sehr populär. Diese Frau ist ein Begriff. Das sehen wir ganz pragmatisch. Außerdem ist es heute keine Überraschung mehr, wenn ein Mann eine Frau spielt.

Die Gailtalerin ist nun eine Influencerin. Sind die nicht schon wieder out?
KEMMLER: Was eine Influcencerin ist, kann man ja simpel nur sehr schwer erklären, weil es so nutzlos ist. Im „Watzmann“ hat sie als Society-Legende in Kitzbühl ihre Drähte überall hin. Sie kann jeden Mann kriegen. Früher war jemand in der „Bunten“ und galt als High Society und maßgeblich für das, was man anzieht. Heute lässt man sich die Kleider schenken und zeigt sie auf Youtube. Obwohl – früher bekamen die Damen die Bekleidung auch geschenkt. So groß ist der Unterschied auch wieder nicht.
MEINEKE: Früher musste man sich prostituieren, um in die „Bunte“ zu kommen, außer man hatte einen anständigen Beruf wie Schauspielerin. Wenn man heute ein It-Girl werden will, macht man das autonom, indem man sich selbstbewusst sozialer Medien bedient, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Unsere Gailtalerin holt sich ganz aktiv, was sie will – wie der Berg.

Offenbar haben Sie es auf Tourismus-Kritik abgesehen.
KEMMLER: Das Idyll ist nicht mehr der Berg. Die Bauern und Skililftbetreiber führen nur noch die heile Welt vor. Die Berghütte ist umrahmt von Werbetafeln und nur noch ein Ort für Selfies.

Dem echten Watzmann ist das erspart geblieben.
MEINECKE: Wolfgang Ambros hatte keine Ahnung, dass der Berg in Bayern steht. Er fand nur den Namen lustig. Wir machen mit Rückendeckung der Österreicher eine bayerische und Münchner Fassung draus. KEMMLER: Der Bauer ist bei uns mehr ein Geschäftsmann, sein naturverbundener Sohn möchte definitiv nicht mit der Seilbahn auf den Gipfel.

Was passiert mit der Musik?
MEINECKE: Die wird mit Samthamtschuhen angefasst.
KAMMLER: Und es bleibt insgesamt krachert, ohne jeden erhobenen Zeigefinger. Wir wollen, dass die alte und die jüngere Generation von „Watzmann“-Besuchern ihren Spaß hat.

Waren Sie schon mal auf dem Watzmann?
MEINEKE: Nein. Aber der Ambros war in den 1990er Jahren droben.
KEMMLER: Theoretisch müssten wir vor der Premiere eigentlich rauf. Für mich reicht aber die halbe Höhe.
  
Deutsches Theater, 25. Juli bis 4. August, Karten von 30 bis 70 Euro unter Telefon 54818181. Ermäßigung für Mitglieder des Deutschen Alpenvereins zum 150-jährigen Jubiläum (Ausweis bereithalten!)
 
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