Dreiklang aus Kostümen, Tanz, Musik

Die Junioren des Bayerischen Staatsballetts tanzen eine Rekonstruktion von Oskar Schlemmers legendärem „Triadischen Ballett“ in der Reithalle  
Volker Boser |
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Die Junioren des Bayerischen Staatsballetts tanzen eine Rekonstruktion von Oskar Schlemmers legendärem „Triadischen Ballett“ in der Reithalle

Die Ballerina im Spiralrock, dazu Hampelmänner und künstliche Menschen, deren Arme in zwei Kugeln mit Metallspitzen enden – Oskar Schlemmers „Triadisches Ballett“ aus dem Jahr 1922 ist noch immer ein ansehnliches Experiment. Obwohl das aufgeklärte Science-Fiction-Publikum unserer Tage nicht erst seit dem Film „Avatar“ weitaus Aufregenderes gewohnt ist: Der Blick zurück lohnt sich, allein schon wegen der Kostüme.

Ivan Liska hat mit der Junior Company des Bayerischen Staatsballetts in der Reithalle Gerhard Bohners Version von 1977 wieder ausgegraben, in der er selbst zusammen mit seiner Gattin Colleen Scott in mehr als 80 Vorstellungen dabei war. Die Kostüme wurden damals nach Zeichnungen Schlemmers und einigen wenigen noch vorhandenen Originalen aufwändig rekonstruiert und jetzt wiederbelebt: metallisch glitzernde, streng geometrisch geordnete Formen, die den Akteuren das Leben schwer machen. Denn sie sind schwer und sperrig.
Für die zwölf kurzen Tanzszenen – allein, zu zweit und zu dritt – sind 18 verschiedene Verkleidungen erforderlich. Sie haben Namen wie „Rundrock“, „Scheibe“ oder „Goldkugel“ und sollen die jeweiligen Akteure charakterisieren. Schlemmer wollte alle Figuren von lediglich drei Darstellern verkörpert haben, was sich schon wegen der komplizierten Umkleiderituale nicht verwirklichen ließ.

Da ein Trippelschritt, dort eine Arabeske

Bei allem Respekt vor den seinerzeit visionären Ideen des Bauhaus-Künstlers: Tänzerisch bietet die Ausgrabung auch in der aufgepäppelten Version Gerhard Bohners kaum spannende Momente. Da ein Trippelschritt, dort eine Arabeske, Clownerien auf Sparflamme, geometrisch ausgetüftelt, hölzern, ungelenk und steif. Die Tänzer der Junior Company, angeführt von Florian Sollfrank, waren als Kostümträger gefordert.

Das „Triadische“ aufzuspüren, nämlich den Dreiklang zwischen Kostüm, Bewegung und Musik, war höchstens als Absicht erkennbar. Was auch daran lag, dass Ivan Liskas Rekonstruktion sich an jener Musik-Untermalung orientierte, die Gerhard Bohner vor 37 Jahren bei Hans-Joachim Hespos bestellt hatte: ein Mix aus den Geräuschen von Flöte, Tuba, Schlagzeug und einem weiteren Dutzend von Instrumenten, damals vielleicht kokett, heute ein wenig altbacken. Schlemmer selbst hatte für die Urfassung seiner Tänze Werke von Galuppi, Mozart und Debussy gewählt. Eine spätere, von Paul Hindemith komponierte Musik für eine mechanische Orgel lehnte er ab.

Die Zuhörer in der ausverkauften Reithalle konnten ihren Spaß an den bunten Fantasie-Figuren haben. Die Zustimmung war ungetrübt. Zu riesiger Begeisterung bestand kein Anlass – seit Schlemmers Bauhaustänzen ist schließlich eine Menge passiert.

Reithalle, Hessstr. 132, wieder am 7., 27., 28. 6., 20 Uhr, 29. 6.2014, 19.30 Uhr, Karten Tel. 2185 1920

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