"Die Liebe Geld" in der Komödie: Der Mensch und seine Bank
Wir wissen nicht, welche Erlebnisse Daniel Glattauer bei seinen Geldgeschäften mit der Bank hatte, aber sie waren offenbar traumatisierend. In einem Text für das Programmheft der Komödie im Bayerischen Hof schreibt der österreichische Bestsellerautor vom "täglich zu beobachtenden Abstieg des Kunden vom König zum Bittsteller".
Dabei beginnt die Geschichte seines jüngsten Stücks "Die Liebe Geld" ganz alltäglich mit dem Versuch von Alfred Henrich, an einem Bankautomaten Bargeld abzuheben. Das Konto ist mehr als ausreichend gedeckt, und doch spuckt kein Automat Geld aus.
Aufgebracht verschafft sich Alfred Zutritt zu Frau Drobesch, der zuständigen Sachbearbeiterin. Die gute Nachricht: Mit der Karte ist alles in Ordnung. Und der hinzugetretene Bankdirektor Cerny weiß noch mehr: Das Geld arbeitet und ist auf Geschäftsreise, möglicherweise in Libyen und in Öl.
Eigentlich wollte Alfred von dem Geld ein Geschenk zum zehnten Hochzeitstag kaufen. Frau Drobesch und Herr Cerny sind allerdings mit Alfreds Plan, seiner "Ulli-Maus" ein Collier mit drei Brillanten zu schenken, nicht einverstanden. Der Herr Direktor ist ein Schöngeist, liebt die Kunst und findet Schmuck "unoriginell". Herr Cerny wird im Namen des Kunden ein Liebesgedicht schreiben, das "Albumblatt für Ulli".
Pointierte Dialoge – manchmal auch herrlich schräg
Herr Cerny träumt von einer Bank der Zukunft, die sich nicht mehr um das schnöde Geld kümmert, sondern die Werbesprüche der Kreditwirtschaft wie "Die Bank an Ihrer Seite" oder "Wir sind für Dich da" wahr macht: "Lösungen für das Leben" wie eben ein Gedicht zum Hochzeitstag, Tipps zur Kindererziehung oder Adventssingen in der Bankfiliale. Als schließlich Ulli hereinschneit, scheint plötzlich ein Happyend greifbar, aber sie macht dann alles noch schlimmer. Das ist häufig sehr witzig, die Dialoge sind pointiert und auch mal herrlich schräg, und doch bleibt unklar, wo das Banken-Bashing hin will.
Hatte Daniel Glattauer in Stücken wie "Gut gegen Nordwind" oder "Alle sieben Wellen" ein sensibles Händchen für den klugen Aufbau menschlicher Beziehungen, verstolpert sich "Die Liebe Geld" irgendwo zwischen schlichtem Boulevard, kafkaesker Groteske und grob gehauener Satire. Das hängt nicht zuletzt mit der Figurenzeichnung zusammen.
Vor allem die Frauen sind ohne Eigenschaften und Bianca Hein als Frau Drobesch und Julia Uttendorfer als die erst zum Finale eingeführte Ulli-Maus haben keine Chance. Axel Pape hätte als philanthropischen Banken-Chef durchaus Entwicklungsmöglichkeiten, bleibt aber farblos. Letztlich ist die temporeiche Inszenierung des Komödien-Altmeisters Peter M. Preissler ein furioses Solo von Michael von Au mit Gästen.
Komödie im Bayerischen Hof, bis 1. Mai, 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr, Telefon 29161633
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