Der neue Chef der Komödie im Bayerischen Hof: Händler leicht verderblicher Ware
Was lange währt, kann plötzlich ganz schnell gehen. Vor drei Wochen klagten Schauspieler, die der Komödie im Bayerischen Hof verbunden sind, darüber, der Theaterleiter Thomas Pekny wolle den Skandal um seine sexuellen Übergriffe "einfach aussitzen". Das entscheidende Machtwort kam jetzt aber von Innegrit Volkhardt. Als Eigentümerin des Hotels Bayerischer Hof ist sie gleichzeitig die Vermieterin des Theaters und veranlasste, den Schlussstrich unter die Causa Pekny zu ziehen.
Pekny, der bisherige 100-prozentige Eigentümer sowohl der Komödie als auch der Münchner Tournee gibt nun 51 Prozent der Anteile an den rheinischen Theatermann René Heinersdorff ab. Der Name des 58-Jährigen war schon früh gefallen, als es um die Nachfolge Peknys ging. Den hatte zwar ein Gericht freigesprochen, aber die von ihm nie bestrittenen Vorwürfe belasteten die Arbeit im Haus. Ursprünglich sollte Heinersdorff nur mit 25 Prozent einsteigen. Mit einer entsprechenden Klausel sollte Gleichberechtigung zwischen den Partnern sichergestellt sein. Aber Volkhardt verlangte klare Mehrheitsverhältnisse.
Heinersdorff fühlt sich überrollt
Heinersdorff sieht sich nun, wie er der AZ erklärte, "etwas überrollt" von den Ereignissen: "Ich habe gedacht, die Sache läuft nicht mehr." Es sei "natürlich eine Form von Enteignung", meint Heinersdorff, aber Pekny trage eine "moralische Schuld".
Die Tatsache, dass er diesen Schritt nun drei Jahre vor Auslaufen des Mietvertrags gegangen sei, "zeigt eine gewisse Einsicht". Mit der neuen Vereinbarung ist René Heinersdorff ab sofort der neue Theaterdirektor am Promenadeplatz.
"Natürlich schmeißen wir keine Bühnenbilder weg, nur weil der Name Pekny drunter steht"
Bis Ende des Jahres werde er mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gespräche führen. "Da gibt es sicher den einen oder anderen, der die neue Entwicklung nicht so toll findet und es gibt andere, die total begeistert sind, vielleicht auch zu euphorisch", vermutet er. Bis er seine eigene Handschrift zeigen kann, wird es noch dauern, denn der Spielplan für die laufende Saison und auch darüber hinaus steht längst.
Der scheidende Komödien-Chef wird auch visuell präsent bleiben, denn Pekny war sein eigener Hausbühnenbildner. "Natürlich schmeißen wir keine Bühnenbilder weg, nur weil der Name Pekny drunter steht", erklärt Heinersdorff, der das Boulevardtheater als eine "leicht verderbliche Ware" versteht.
Für die Zukunft dieses Genres sieht der Betreiber von Komödienhäusern in Düsseldorf, Köln und Essen die ständige Suche nach dem, "was neu auf dem Markt ist, was man machen muss, bevor es von den moralischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, auch im Humor, schon wieder überholt ist. Das ist ein Impuls, den ich für München wünschen würde".
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