Der Hausarzt der Herzen
Manchmal ist der Hausarzt der Herzen ein wenig grausam. Für einen Dreijährigen ist es ein Erfolg, nicht mehr in die Windeln zu machen, plaudert Eckart von Hirschhausen in seiner lässig charmanten Art, und für einen 83-Jähriger, der es noch immer nicht tut, auch. Nach den großen Themen wie Glück, Liebe und Wunderheiler spricht Eckart von Hirschhausen über das ganz große Thema: „Die Zeit, was sie mit uns macht und was wir damit machen.“
Bloß nicht einfrieren lassen!
„Endlich“ heißt seine jüngste Show, mit der er und sein gut gelaunter Pianist Christoph Reuter für zwei restlos ausverkaufte Abende im Circus Krone Station machte. Gemeint ist die Erkenntnis von der Endlichkeit des menschlichen Seins. Daraus leitet der Erfinder des „medizinischen Kabaretts“ die Frage ab: „Wenn das Leben endlich ist, wann fangen wir endlich an zu leben?“
Die Anti-Aging-Trends sind nicht seine Sache – „ich mache ein Pro-aging-Programm“ feixt von Hirschhausen mit seiner sehr eigenen Mischung aus Bescheidenheit und Koketterie. Eher lächerlich hingegen findet der 50-Jährige den Versuch, sich für 500 Jahre einfrieren zu lassen, um in Zukunft weiter leben zu können. Wer interessiert sich dann noch für einen und zieht nicht lieber den Stecker aus der Tiefkühltruhe?
Obwohl seine Comedy über weite Strecken die Wohlfühltemperatur eines evangelischen Kirchentags hat, zweifelt auch von Hirschhausen am Sinn, Martin Luther aufzutauen, selbst wenn es möglich wäre.
Nicht rauchen und viel Gemüse
Der Tod ist Teil der Evolution und sorge dafür, dass die Vorfahren den folgenden Generationen nicht im Wege stehen. Dennoch sei es ganz einfach, dem Tod möglichst lange ein Schnippchen zu schlagen: „Nicht rauchen, viel bewegen, Gemüse essen, erwachsen werden und Kind bleiben“. Auch die Ernährungstipps des sympathischen Docs beziehen sich auf die Evolution unserer Gattung.
Vor dem Neandertaler war das Mittagessen erst einmal zwei Tage lang auf der Flucht. Heute gebe es fünf Mahlzeiten am Tag. Von Hirschhausen empfiehlt seine „Intervall-Diät“, bei der zwischen Abendessen und Frühstück 16 Stunden liegen.
Von Hirschhausen ist nicht nur ein lebenskluger Comedian mit Medizinstudium und Doktortitel, sondern mischt sich immer wieder über andere Kanäle gesundheitspolitisch ein.
Das Entertainment mit fundierten Diskussionsbeiträgen in die Medien zu verlängern, ist eine gute Sache. Doch das Verticken von Zeitschriftenabos für eine Illustrierte während der Shows hat ein ungesundes Gschmäckle.
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