Das NSU-Stück „Off the Record“ von Christiane Mudra

Der zweite Teil von Christiane Mudras NSU-Trilogie im Theater HochX.
Michael Stadler |
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Ein Hauch von Stummfilm: „Off the Record“ im HochX.
Franz Kimmel Ein Hauch von Stummfilm: „Off the Record“ im HochX.

MÜNCHEN - Was den NSU angeht, die Vorgehensweisen des Verfassungsschutzes, des BND, der Polizei und diverser Behörden, die ja eigentlich im Dienst der Aufklärung agieren sollten, sich aber in äußerst fragwürdige Manöver verstricken – da sitzt man oft buchstäblich im Dunkeln.

Folgerichtig lässt Christiane Mudra, diese unermüdliche, politisch befeuerte Rechercheurin der hiesigen Freien Szene, den zweiten Teil einer als Trilogie angelegten Performancereihe rund um den NSU weitgehend in dämmriger Finsternis spielen. Dabei geht es Mudra und ihrem Team in „Off the Record“ darum, die Machenschaften der ermittelnden Behörden und der Justiz ans Licht zu zerren – mit wahrlich aufklärerischem Furor. Das System der V-Männer, die im Kreis des NSU agieren, aber als Informanten der Nachrichtendienste und Polizei sich straffrei bewegen dürfen, hat Mudra schon im ersten Teil angeprangert.

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Hier nun vertieft sie ihre Kritik basierend auf weiterhin akribisch aus Akten, Zeitungen und anderen Quellen gesammeltem Material, etwa in Hinblick auf die rechtsradikale Band Landser, die bei der Produktion und dem Vertrieb einer ihrer CDs von V-Männern unterstützt wurde. Auch gibt es mehr als starken Anlass zur Vermutung, dass die Ermittler bereits 2003 von den Umtrieben des „NSU-Trios“ Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe wussten. Und was wurde getan?

Wie bei all dem die Medien ins Spiel kommen, sprich, von Entscheidungsträgern mit Informationen manipulativ gefüttert werden, enthüllt Mudra mit ihren Darstellern ebenfalls: in (fiktiven) Dialogen, die im Dunkeln stattfinden, hinter den Kulissen, für den Zuschauer nur hörbar. Hat Mudra für den ersten Teil der Trilogie den wilden Westen als Folie für ihre Enthüllungsarbeit gewählt, so bekommt man es nun mit einem Stummfilm zu tun, zumindest was das sichtbare Spiel angeht.
Da gehen ab und zu die Bühnenlichter an vor den das zentral sitzende Publikum umgebenden Leinwänden. Zackig montierte Videos flimmern, und die Darsteller vollziehen wortlos symbolträchtige Bewegungen.

Einer macht etwa ein Streichholz an, doch das Feuer geht aus, so dass er stets aufs Neue das nächste entzünden muss. So ähnlich sieht auch Mudras Arbeit aus, und auch wenn dieser Abend mit seiner etwas zähen Mischung aus Stummfilm und wortintensivem Live-Hörspiel sein Publikum schlaucht, so wichtig, erleuchtend und toll ist Mudras Performancetheater, das in München seinesgleichen sucht.

HochX, Entenbachstr. 37, 5. 11., 19 Uhr, mit anschließender Podiumsdiskussion. Weitere Aufführungen am Sonntag sowie am 10. bis 13.11., 20 Uhr, Kartenreservierung unter Telefon 90 155 102

 

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