Das Lachen ausgetrieben
Zeitgemäß, aber nur bedingt zu Mozart passend: Die „Zauberflöte“ auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele, inszeniert vom scheidenden Intendanten David Pountney
Es sollte nach den Worten des Regisseurs David Pountney ein „intelligentes Spektakel“ werden. Am Ende aber, kurz bevor Papagena (lieb und unbedeutend: Dénise Beck) in einem riesigen Ei über den Bodensee schippert, um Papageno zu retten, kam der Regen – und eine schicke, aber überflüssige und grobschlächtige Schluss-Pointe. In einem finalen Gemetzel vernichten sich Sarastro und die Königin der Nacht gegenseitig. Pamina und Tamino mischen sich unter die Zuschauer. Dass sie nichts mehr zu tun haben wollen mit der eitlen Zirkuswelt der Seebühne, ließ sich nachvollziehen.
Bühne (Johan Engels) und Kostüme (Marie-Jeanne Lecca) überboten einander. Die an einen Schildkrötenpanzer erinnernde siebeneinhalb Meter hohe Kuppel mit riesigen Grashalmen, dazu skurriles Puppentheater, eine aufblasbare Wasserschlange und drei monströse Drachen – diese bunt protzende Disney-Welt mochte zeitgemäß sein, aber sie passte nur bedingt.
Wenigstens um einen Hauch märchenhaft schwebender Atmosphäre sollte sich eine Inszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ schon bemühen. In Bregenz bewies der scheidende Intendant David Pountney leider nur, dass er mit der Herzlichkeit und Heiterkeit dieser Oper gar nichts anfangen kann. Papageno (Daniel Schmutzhard), zeigte in Momenten, wie lustig er sein könnte, hätte man ihn von der Leine gelassen. Ihm eine Baseball-Kappe überzustülpen und in ein gelbes Sportdress zu zwingen, reichte nicht. Das wirkte lediglich albern.
Selten dürfte in einer Aufführung der „Zauberflöte“ so wenig gelacht worden sein wie diesmal. Dazu trug auch die musikalische Seite bei. Dirigent Patrick Summers hatte schon früh, nach der von den Wiener Symphonikern energisch musizierten Ouvertüre, sein Pulver verschossen. Die Tempi lahmten. Die Hilfestellung für die Sänger hielt sich in Grenzen.
Gisela Stille (Pamina) sang ihre berühmte g-Moll-Arie, eigentlich ein Höhepunkt, beiläufig und – leider – auch ziemlich schlampig. Als Königin der Nacht hatte Ana Durlovski außer waghalsiger Koloratur-Akrobatik nur wenig zu bieten. Sarastro (Alfred Reiter) konnte immerhin mit einer überzeugenden Tiefe aufwarten. Tamino (Norman Reinhardt) bemühte sich um differenzierte Gestaltung.
Zu wenig: David Pountneys Regie trieb den beiden Rivalen Sarastro und Königin der Nacht alle Sympathiewerte aus. Aber zu den Ungereimtheiten der Handlung, etwa der von Mozart und seinem Textdichter Emanuel Schikaneder erstaunlich offen präsentierten Frauenfeindlichkeit („Bewahret euch vor Weibertücken“), hatte er keine Antworten parat. Stattdessen begnügte er sich mit effektgierigem Drehbühnen-Glamour, aufwändig, aber nie eindringlich oder gar zu Herzen gehend.
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