Cornelia Froboess undd Michael Dangl über "My fair Lady"

Obwohl uns der Winter noch fest im Griff hat, grünt es am Gärtnerplatz schon ziemlich grün. Am Faschingsdienstag kommt dort Frederick Loewes Musical „My Fair Lady“ neu heraus. Josef E. Köpplinger inszeniert. Michael Dangl singt und spielt den Sprachprofessor Henry Higgins, Cornelia Froboess ist seine Mutter. Sie war die Eliza in der legendären Inszenierung von August Everding, die 1984 am gleichen Ort herauskam.
AZ: Frau Froboess, Sie gehörten damals zum Ensemble der Kammerspiele. Musste Sie August Everding zur Eliza am Gärtnerplatz überreden?
CORNELIA FROBOESS: Mein Mann, Hellmuth Mathiasek, war strikt dagegen, dass ich spiele. Er war Intendant des Gärtnerplatzthaters. Sein Prinzip war: „Verheiratete kommen mir nicht auf die Bühne“. Everding blieb stur: Er wollte die Inszenierung am Gärtnerplatz aber nicht ohne mich machen. Da musste mein Mann klein beigeben.
Es waren noch weitere Kollegen von den Kammerspielen dabei.
Helmut Griem spielte den Professor Higgins, Lambert Hamel war Elizas Vater Doolittle. Die beiden waren ganz jungfräulich: Für sie war es das erste Musiktheater. Beide hatten Schwierigkeiten mit den vielen Unterbrechungen bei den Proben, die durch das Zusammenwirken mit Chor und Orchester passieren.
Die Aufführung war ein riesiger Erfolg.
Sie lief fast zehn Jahre. An meinen 50. Geburtstag habe ich die Rolle der Eliza abgegeben.
MICHAEL DANGL: Ich fange hier mit 50 an. Warum hast Du damals aufgehört?
FROBOESS: Ich habe Spagat gemacht und bin über die Sessel geklettert. Ich kam mir in meinem Alter ein bisschen vor wie Marika Rökk und dachte: Das ist fürchterlich. Deshalb habe ich die Rolle nicht mehr gespielt.
Herr Dangl, wann trifft Professor Higgins in „My fair Lady“ seine Mutter?
Zum ersten Mal beim Pferderennen in Ascot. Es ist der erste Test für Eliza, ihr erster Auftritt in der Öffentlichkeit.
Higgins wettet mit Oberst Pickering, dass er es schafft, innerhalb von sechs Monaten aus dem Blumenmädchen Eliza eine Lady zu machen.
Eliza hat es zwar schon geschafft, „Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen“ korrekt auszusprechen. Aber es ist ein Vabanque-Spiel, das Higgins riskiert, um der guten Gesellschaft, mit der er nichts zu tun hat, eins auszuwischen. Mit dem Risiko bestraft er sich selbst. Sozusagen eine Rundumbestrafung.
Die Mutter hat noch einen Auftritt nach der Pause.
Das zweite Mal komme ich um Hilfe angelaufen. Eliza ist weg – aus mir unverständlichen Gründen. Zu meiner Überraschung sitzt sie dann bei meiner Mutter. Die beiden sind beste Freundinnen. Etwas Schlimmeres kann man einem Mann nicht antun.
FROBOESS: Ich würde nur gern wissen, wer dein Vater ist. Die Higgins hat keinen Mann.
DANGL: Das hat vielleicht auch mit der Biografie von George Bernard Shaw zu tun, von dem die Vorlage zu „My Fair Lady stammt. Sein Vater war Trinker. Er musste als Dreijähriger zusehen, wie seine Mutter ein Verhältnis mit ihrem Musiklehrer angefangen hat. Shaw hat lange mit seiner Mutter zusammengelebt und wurde erst spät – mit 28 Jahren – von einer Freunding seiner Mutter entjungfert.
Sie spielen einen Sprachforscher. Das ist doch irgendwie jeder Schauspieler.
Es ist unser Glück, dass wir uns ein ganzes Leben sich mit der Sprache beschäftigen und in den schönsten Texten der Weltliteratur ausdrücken dürfen. Es ist auch schön, etwas am Leben zu erhalten, was sonst keinen so großen Stellenwert zu haben scheint.
Higgins muss seiner Eliza den Dialekt abgewöhnen, um sie gesellschaftsfähig zu machen.
FROBOESS: Heute wäre das kein Skandal. Jeder spricht Bairisch, Sächsisch oder berlinert, wie er mag.
DANGL: Die Handlung von „My Fair Lady“ kann man nur vor dem Hintergrund des Klassenbewusstseins in England verstehen. Es ist bis heute sehr stark.
Frau Froboess, in Josef E. Köpplingers Neuinszenierung spricht die Eliza bairisch. Haben Sie damals berlinert?
Das war damals die übliche Fassung. Es ist auch die Sprache, in der ich zu Hause bin. Wenn ich bairisch sprechen würde, käme mir das anmaßend vor.
Was wäre als Eliza Ihr Dialekt, Herr Dangl?
Wenn ich die Eliza spielen würde, wäre Sprache das letzte Problem. Ich bin Salzburger. Das ist der neutralste aller österreichischen Dialekte. Außerdem habe ich viel in Deutschland gespielt. Aber ich bin schon froh, dass ich nicht in München bairisch sprechen muss.
Fällt Ihnen das Singen schwer?
FROBOESS: Er macht das gigantisch! Da tun sich andere Schauspieler weniger leicht.
DANGL: Alle beneiden mich um meine Mutter, wenn ich erzähle, dass ich hier mit dir spiele. Ich habe Musicaldarsteller lange bewundert, wusste aber vor meiner Zaza in „La Cage aux folles“ nicht, wie schwer das sein kann. Die Rolle des Professors Higgins wurde allerdings für den Schauspieler Rex Harrison komponiert, der nicht singen wollte. Die Partie ist deshalb auch im Sprechgesang zu bewältigen.
Frau Froboess, Ihre Gesangs-Vergangenheit ist nicht unbekannt. War die „Lady“ Ihr erstes Musical?
FROBOESS: Ja. Es war auch die letzte: Ich habe danach auch nur einzelne Nummern in Fernsehshows gesungen. Bei den Proben für „My Fair Lady“ habe mich lange gewundert, dass bei den Proben kein Orchester, sondern nur ein Klavier im Graben sitzt. Aber mein Mann meinte, wir würden das schon hinkriegen, wenn das Orchester bei den Endproben dazukommt.
DANGL: Hattet ihr damals Mikrofone?
FROBOESS: Nein.
Ich mag verstärkte Vorstellungen nicht besonders.
DANGL: Mir wird es auch oft zuviel. Bei Lesung kommt als erstes jemand, der einem so ein Ding umhängt. Man tut auch der Hörgewohnheit der Zuschauer damit nichts Gutes.
Premiere: Faschingsdienstag, 19.30 Uhr (ausverkauft)