Kritik

Chris de Burghs "Robin Hood" im Deutschen Theater

Der irische Popstar Chris wird als Mitkomponist für das Musical "Robin Hood" gefeiert
von  Mathias Hejny
Sabrina Weckerlin (Mitte) spielt die kämpferische Lady Marian.
Sabrina Weckerlin (Mitte) spielt die kämpferische Lady Marian. © Michael E. Werthmüller

Langer Beifall schon vor der Vorstellung. Chris de Burgh himself betrat den Saal und nahm seinen Platz im Parkett ein. Sein Besuch galt der München-Premiere des Musicals "Robin Hood", für das der irische Popstar werbewirksam als Komponist firmiert.

Als er sich zum Schlussapplaus auf der Bühne gemeinsam mit dem großen Ensemble zeigte, war im ausverkauften Deutschen Theater kein Halten mehr. De Burgh seinerseits freute sich, endlich wieder einmal in München sein zu dürfen und kündigte zeitnah eine neue Tournee an.

Freilich sind es nur drei Stücke, die der 75-Jährige beitrug, darunter den Schlachtruf "Freiheit für Nottingham", mit dem sich die Outlaws in Kampflaune singen. Die mitreißende Ensemblenummer ist eng angelehnt an den Achtziger-Jahre-Chartbreaker "Don't Pay The Ferryman".

Überhaupt finden die süffigsten Songs im Wald statt, wo die Räuber sind. Wenn die Bande den Geldtransport vom Sherwood Forest zum Londoner Tower überfallen und die Steuern geplündert hat, wird Party gefeiert zu "Wir ham die Kohle und der König nicht" und eine temperamentvolle Tanzshow im Riverdance-Stil auf die Bretter hingelegt (Choreografie: Kim Duddy).

Der folkloristische Mitsing-Hit des dreistündigen und dennoch zuverlässig kurzweiligen Abends kommt wie die meisten Titel auf der umfangreichen Songlist von Dennis Martin, der zusammen mit Christoph Jilo und Kevin Schroeder auch das Libretto schrieb. Seit der Uraufführung 2022 waren rund 160 000 Zuschauer ins Schlosstheater Fulda gekommen, um die aufwändige und traumhaft präzise getimte Inszenierung von Matthias Davids zu sehen.

Zum enormen Tempo trägt auch das immer neu sich öffnende Durchlässe ermöglichende Bühnenbild von Hans Kudlich bei. Die häufigen Schauplatzwechsel werden vor allem über großformatige Projektionen bewerkstelligt.

Der Clou ist ein gewaltiges, aber bewegliches Podest, das wie die Zugbrücke einer Ritterburg zur schrägen Ebene oder zur mächtigen, stählernen Gefängnismauer aufgerichtet werden kann. Angenehm wenig Mittelalter-Kitsch verströmen auch die Kostüme von Conny Lüders, die sowohl die Schäbigkeit des geknechteten Volks als auch die Pracht der Rittersleut nur in Andeutungen zitieren. Manches geht fast schwindelerregend schnell wie der Übergang eines mehr oder weniger abstrakt choreografierten Massakers der Kreuzzügler im Heiligen Land zum Elend im England am Beginn des 13. Jahrhunderts.

Richtig tollkühn wird es aber, wenn die Autoren dem ohnehin von Legenden umrankten Robin Hood noch die Mitwirkung an der Magna Carta anno 1215 andichten. Der Bandenchef, der berühmt dafür ist, den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben, erweitert den Verfassungsentwurf, der die Landbesitzer vor der Willkür King Johns (Philipp Hägel) schützen soll, auch zum Sozialgesetz zur Abschaffung der Leibeigenschaft. Aber dieser Musical-Robin (Philipp Büttner) ist ein moderner Held. Auch, wenn die Story nicht ganz auf die üblichen und gut abgehangenen Klischees des Genres verzichten will, ist dieser Adelsspross aus der Familie Loxley eine gebrochene Persönlichkeit. Traumatisiert kehrt der Totgeglaubte aus dem Krieg um Jerusalem zurück. Vom Alpha-Männchen mit hypertrophem Ego entwickelt er sich zum empathischen Helfer der Beladenen.

Gesäumt wird dieser Weg von gefühlvoll melodiesatten Duetten mit der ebenso schönen und kämpferischen Lady Marian (Sabrina Weckerlin), bis die Äbtissin von Kirklees (Kira Primke) einen überraschenden Auftritt als Rachegöttin hat.

Deutsches Theater, bis 25. November, Di bis Sa 19.30 Uhr, Sa auch 14.30 Uhr, sonntags 14 und 19 Uhr, Telefon 55234444

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