Cecilia Bartoli in Rossinis "La Cenerentola"

Ein älteres Mädchen glaubt an seine Chance: Die Bartoli in Rossinis Buffa „La Cenerentola“ bei den Salzburger Pfingstfestspielen
Volker Boser |
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Der Jubel ist selbst für Salzburger Verhältnisse ungewöhnlich Und als dann alle im Haus für Mozart das „Happy Birthday“ auf Cecilia Bartoli anstimmen, die am Tag zuvor Geburtstag hatte, ist das so, als wolle man gemeinsam demonstrieren, wie sehr diese verschworene Pfingstgemeinde zusammen hält: an guten wie an schlechten Abenden.

Die Titelrolle in Rossinis Buffo-Oper „La Cenerentola" gehört seit Langem zu den Glanzpartien des italienischen Weltstars. Auch in München hat sie damit gepunktet. Doch die Zeit vergeht. Aschenputtel ist in die Jahre gekommen. Cecilia Bartoli ist klug genug, sich davor nicht zu verstecken. Regisseur Damiano Michieletto zeigt seine Salzburger Cenerentola nicht als das arme Hascherl aus einer zuckersüßen Märchenwelt, sondern als zupackendes, ältliches Mädchen, das noch immer an seine Chance glaubt.

Höhere Werte

Was ihr freilich nicht leicht gemacht wird. Don Magnifico, der Papa, ist Besitzer eines heruntergekommenen Bistros. Dank der cleveren Fantasie des Bühnenbildners Paolo Fantin lässt es sich trotz einiger Premieren-Holprigkeiten im Handumdrehen in eine schicke Party-Bude verwandeln. Dort taucht Cenerentola auf, knallrot gekleidet wie ein Hollywood-Star und mit dunkler Sonnenbrille bewaffnet. Man muss es einfach glauben, dass die Männer auf der Bühne sofort fasziniert sind. Aus dem Zuschauerraum erschließt sich das, pardon, erst mit einiger Verzögerung. Aber schließlich geht es ja auch um höhere Werte.

Cecilia Bartoli hat durchblicken lassen, dass für sie die Cenerentola zu den vielschichtigsten Rossini-Partien zählt: Eine zärtliche, wie das Eingangslied „Una volta c’era un Re“ zeigt eine bisweilen melancholische junge Dame, die den Misslichkeiten ihres Lebens mit Selbstbewusstsein und Optimismus begegnet. Gesanglich meistert die Römerin die Partie noch immer routiniert, wenn auch nicht mehr ganz schlackenlos.

Ein exzellenter junger Tenor

Was die Fans nicht stört. Denn stimmliche Engpässe werden von einer witzigen und einfallsreichen Regie immer wieder bravourös aufgefangen. Zu ihrer großen Schlussarie lässt Cenerentola kleine Päckchen an die anwesenden Gäste verteilen. Darin befinden sich Gummihandschuhe. Von der Decke regnet es die Eimer dazu. Don Ramiro, der designierte Ehemann, verteilt großzügig das Putzmittel. Und los geht’s.

Einwände mögen erlaubt sein: Etwa gegen den Dirigenten Jean-Christophe Spinosi, der seinem Ensemble Matheus nahezu allen Orchesterglamour verbietet und die Musik rhythmisch unstet zwischen Langsamkeit und Hektik ansiedelt. Tenor Javier Camarena (Ramiro) macht seinem Image als Shooting Star alle Ehre. Nicola Alaimo (Dandini) und Ugo Guagliardo (Alidoro) singen virtuos, lustvoll, stilistisch authentisch. Die übrigen sind allenfalls Durchschnitt. „La Bartoli“ und ihr Partner vom hohen C sowie die Inszenierung holen bravourös die Kohlen aus dem Feuer.

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