AZ-Kritik zu Nino aus Wien in München in der Milla Lounge
Der Nino aus Wien hat nicht zufällig am selben Tag wie Bob Dylan Geburtstag – also fast am selben Tag. Sagt der Nino und grinst schief. In der ausverkauften Milla sind da schon alle hingerissen.
Hingerissen von einem Wiener Liedermacher, der sein „Tränen machen wach“ als „Discodepressionsmusik“ ankündigt und den Songtitel in „Tränen machen Krach“ ändert. Hingerissen von einem, der die Austropop-Geschichte vom Zentralfriedhof über Sport zu „Es lebe der Schlaf“ führt. Hingerissen von einem, der sein „sehr sehr langes Lied“ „Urwerk“ sehr sehr schnell spielt, damit’s nicht mehr so lang ist.
Der Donnerstag war rasch ausverkauft, das Zusatzkonzert am 1. Juni auch. Was finden die Münchner am Nino, diesem verwachsenen, merkwürdigen Kettenraucher mit dem schiefen Bubigesicht?
Erst einmal finden sie eine fantastische Band mit Multiinstrumentalisten, die auch Cello, Piano und Klarinette bearbeiten, um den Schmerz ein wenig süßer zu machen (ironisch-süß beim Nicht-Liebeslied „Du Oasch“ oder an süßer Klebrigkeit erstickend bei „Es geht immer ums Vollenden“). Sie finden einen, der komisch daran verzweifelt, die Welt zu erklären und sich lieber in Nichtigkeiten verheddert. Und keinen Hehl daraus macht, dass er es doch auch nicht versteht – das Leben. Ein talentierter Musiker mag der Nino Mandl nicht sein, aber ein großer Literat, Fragensteller und Wiener.
Das ist so einer, bei dem man die Freunde nervt: „Hör auf den Text!“ und wenn sie fragen: „Worum geht’s?“ oft nur mit den Schultern zucken kann. Wegen dem Text wird in der Milla lieber andächtig gelauscht, als getanzt. Nicht nur, weil die meisten im Publikum älter als der Nino (29) sind. Auch, weil man sich den Nino nicht tanzend vorstellen kann.
Einmal nur tanzt ein Pärchen im stickigen Gedränge zum „Schlagoberskoch“ Discofox. Sonst ist man mehr innerlich bewegt. Als Nino dazu auffordert zu „Purabelle“ L’Amour-Hatscher zu tanzen, also einen Schieber, stehen alle wieder nur hingerissen da.
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