Angela Hundsdorfer über den Räuber Kneißl

Der Garmischer Kultursommer zeigt ein Stück über den legendären Räuber Kneißl
Robert Braunmüller |
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In Angela Hundsdorfers Räuber-Kneißl-Stück geht es bisweilen auch ziemlich handfest zu.
Thomas Sehr 3 In Angela Hundsdorfers Räuber-Kneißl-Stück geht es bisweilen auch ziemlich handfest zu.
In Angela Hundsdorfers Räuber-Kneißl-Stück geht es bisweilen auch ziemlich handfest zu.
Thomas Sehr 3 In Angela Hundsdorfers Räuber-Kneißl-Stück geht es bisweilen auch ziemlich handfest zu.
In Angela Hundsdorfers Räuber-Kneißl-Stück geht es bisweilen auch ziemlich handfest zu.
Thomas Sehr 3 In Angela Hundsdorfers Räuber-Kneißl-Stück geht es bisweilen auch ziemlich handfest zu.

In jener guten alten Zeit, als das Bier noch dunkel war und der Prinzregent Bayern regierte, machte Mathias Kneißl die Gegend um Dachau unsicher. 1901 musste er sich vor dem Augsburger Schwurgericht unter anderem wegen zweier Morde und räuberischer Erpressung verantworten. Ein Jahr später wurde er mit der Guillotine hingerichtet. Der Garmischer Kultursommer zeigt ab Sonntag ein Theaterstück über diese mythische Figur.

AZ: Frau Hundsdorfer, vom Räuber Kneißl ist vor allem der Spruch „Die Woch’ fangt scho guat an“ geblieben. Wann hat er das gesagt?

ANGELA HUNDSDORFER: Angeblich am Tag seiner Hinrichtung. Die war aber an einem Freitag und nicht an einem Montag. Deshalb ist der Spruch wohl ein Teil der großen Kneißl-Legende.

Kommt in Ihrem Stück der Satz vor?

Das Stück entwickelt sich noch. Einige Mitwirkende haben den Satz bereits vermisst. Da wir uns aber mit der Frage von Wahrheit und Legende beschäftigen, bauen wir ihn vielleicht noch ein. Deswegen garantiere ich für nichts.

Warum ist der Räuber Kneißl zur Legende geworden?

Er ist für viele ein Freiheitskämpfer. In einem Lied von Georg Ringsgwandl heißt es: „Er war oana von den Guten, er war oana von den Rechten, aber g’jagt ham’s ihn sein Leben lang wie einen Hund, an ganz an schlechten, den Kneißl Hias.“ Auf der anderen Seite steht in seiner Biografie: Er hat sich mit Diebstählen über Wasser gehalten und wie viele Bauern gewildert. Durch blöde Umstände war er schon als Jugendlicher sieben Jahre in Haft. Danach hat er versucht, sich mit ehrlicher Arbeit durchzuschlagen. Aber die Gesellen in dem Betrieb wandten sich gegen ihn, und der Meister musste ihn entlassen.

Dann ging es weiter bergab.

Er wurde rückfällig. Ein Kopfgeld in Höhe von 400 Mark wurde ausgesetzt. Das hat wohl die Legendenbildung ausgelöst. Kneißl hat sich im Dachauer Umland bei den Bauern versteckt. Einer hat ihn schließlich hingehängt. Bei der versuchten Festnahme schoss Kneißl auf zwei Polizisten und verletzte sie tödlich. Er entkam und floh mit einem Fahrrad in die Wälder, bis ihn dann die Mutter seiner Geliebten verriet. Ein Großaufgebot der Polizei erwischte in schließlich.

Dabei wurde er verletzt.

Man hat ihn danach wieder zusammengeflickt, gesundgepflegt und vor Gericht gestellt.

Wie entstand der Mythos?

Vermutlich durch das Katz- und Maus-Spiel mit der Polizei. Das ist es, was wir darstellen wollen: Dass Kneißl trotz all der Geschichten, die sich um ihn ranken, ein Polizistenmörder war.

Von Robin Hood hat er nichts?

Der Räuber Kneißl hat nicht den Reichen genommen und den Armen gegeben. Aber von einem unbändigen Überlebenswillen getrieben war er. Als gesellschaftlichem Außenseiter blieb ihm auch nichts anderes übrig,

Wie kamen Sie auf den Räuber Kneißl?

Wir sind immer auf der Suche nach bayerischen Stoffen, und so lag er irgendwie in der Luft.

Ist es schwer, einen eigenen Text zu inszenieren?

Ich bin als Autorin uneitel. Deshalb macht das keinen Unterschied.

Wo wird Ihr Stück in Garmisch gespielt?

In der Bayernhalle, eine ehemalige Bierhalle. Da hängt eine Kornkrone an der Decke, die Leuchten sind Wagenräder. Bäuerliches Handwerkszeug hängt an den Wänden. Die Rückwand ist natürlicher Fels. Sie ist unsere Kulisse hinter einer stilisierten Einheitsbühne. Bier gibt es auch: natürlich das Kneißl-Bier aus Maisach.

Überraschenderweise leben Sie in Berlin. Wie halten Sie das aus?

Das werde ich in Garmisch auch immer gefragt. Ich mag beides: Berlin und Bayern. Ohne Berlin würde ich es in Garmisch nicht aushalten. Und umgekehrt.

Wieso brauchen Sie Berlin?

Ich empfinde es als eine sehr ehrliche Stadt. Da wird nichts versteckt. Ich mag das Multinationale, das Multikulturelle und den Zusammenprall verschiedenster Lebensentwürfe.

Premiere am 28.8. in der Bayernhalle, Brauhausstraße 19b. Weitere Vorstellungen am 31.8., 3., 4., 8., 11., 16., 17., 18.9., jeweils 19.30 Uhr, am 4.9., 16 Uhr, Karten von 16 bis 34 Euro bei münchenticket, % 54 81 81 81. Mit einem Bayernticket gibt es einen Rabatt an der Abendkasse. Weitere Informationen unter www.kultursommer-gapa.de

 

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