André Rieu in der Olympiahalle
Ein Stier prescht durch die Zuschauerreihen, und im Hintergrund fliegen die Funken während die Solisten auf der Bühne singend Walzer tanzen.
André Rieu bietet den rund 10 000 Zuschauern in der ausverkauften Olympiahalle mit etwa 60 Orchestermusikern und Chorsängerinnen wahrlich ein Spektakel. Zwar ist der Stier aus Plüsch, das Feuerwerk eine Animation und der Walzer mehr ein Gewackel, aber das stört die schunkelnd-klatschende Menge herzlich wenig.
Ein bisschen geschummelt wird auch beim Ton, denn die Stimmen der Sängerinnen hallen etwa beim Vilja-Lied aus der Operette "Die lustige Witwe" oder bei "Think of me" aus dem Musical "Phantom der Oper" verdächtig. So verschwinden die stimmlichen Nuancen auf der Bühne, kommen dafür aber im enthusiastisch mitsingenden Publikum wieder zum Vorschein. Zur Einordnung: Der Schallpegel kommt auf einer Dezibel-Skala dem Wert "Lautes Schreien" gefährlich nah.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt und meint, dass all das Brimborium der Ablenkung dienen könnte! Von nicht ganz sauberen Tönen etwa oder der Tatsache, dass "Star-Violinist" Rieu kaum auf seiner Geige spielt - die er aber trotzdem tapfere zwei Stunden lang bei seinem minimalistisch-winkenden Dirigat in seiner linken Hand hält.
Besonders eifrig ist er hingegen beim Ankündigen, wie außergewöhnlich grandios der nächste Auftritt sein wird. So grandios, dass es bei jedem Konzert danach "Standing Ovations" gebe - die auch in München nicht ausbleiben. Völlig nebensächlich, in welchem Turbo-Tempo die drei Tenöre das "Nessun Dorma" schmettern.
Händels Hallelujah kündigt er schließlich als allerletzte Nummer an - der aber noch rund 20 Zugaben folgen sollen. Dabei wäre "Halleluja!" doch so ein würdiges Fazit für diesen schillernden, fast dreistündigen Abend gewesen.
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