Alexander Krist zaubert in der Philharmonie

Sein Traum sei es gewesen, einmal im größten Saal Münchens aufzutreten, sagt Alexander Krist im Verlauf seiner Show „Magie & Illusionen - Worlds Greatest Magic 3.0“. Nun stehe er hier auf der Bühne der Philharmonie am Gasteig mit ihren 2400 Plätzen, von denen allerdings nur die halben Blöcke B und C im unteren Bereich besetzt werden dürfen. Der Rest, so sein etwas dünner Witz, seien Leerstühle in einer Kooperation mit der Münchner Uni.
Nur 199 Besucherinnen und Besucher können die Show sehen. Sie nehmen den gleichen Weg, den bis Sommer 2021 die Münchner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks oder ein Gastorchester auf dem Weg zum Arbeitsplatz beschreiten mussten: vom Hintereingang in der Kellerstraße eineinhalb Etagen hoch in einen fensterlosen Saal vor dem Dirigentenzimmer. Dort spielte sich am Donnerstag ein Trompeter für eine Probe im weiter genutzten Chorprobesaal ein, was ebenso nostalgische Gefühle weckte wie ein vergessenes Plakat, das den längst zum Inventar gehörigen Simon Rattle als künftigen Chefdirigenten des BR-Symphonieorchesters willkommen heißt.

Dann darf man in einem engen Gang noch nachlesen, wie man als Musiker mit dem Stuhl und dem Instrument korrekt zu einer Einheit verschmilzt - und steht auf dem Podium der Philharmonie, wo sich nun eine Bar befindet und charmante Assistentinnen das Publikum auffordern, einen mit finanziellen Mitteln erfüllbaren Herzenswunsch aufzuschreiben, der anschließend mit Druckluft über eine Kugelbahn in einen Korb befördert wird.
Varianten der zersägten Jungfrau
Man sitzt in der Philharmonie durchaus bequem und nah am magischen Geschehen. Dann zaubert sich Krist im Nebel auf einen Tisch und erzählt von seinem ersten Trick aus einem Yps-Heft, zu dem er einen jungen Besucher auf die Bühne bittet. Der Trick wird mit einer großen Spielkarte wiederholt. Wer genauer hinschaut, sieht allerdings in einem unvorsichtigen Moment, dass daran eine lichtdurchlässige Spiegelfolie erheblich beteiligt ist.

Bei der nächsten Episode geht der Magier durch einen großen Spiegel. Da sieht man dann nichts mehr und staunt nur noch. Den Abend durchziehen etwas zu viele Varianten der zersägten Jungfrau - stets aber mit einer ungewöhnlichen Wendung. Krist ist ohnehin immer am besten, wenn er scheinbar seine Tricks erklärt und Zuschauende in der Vorstellung wiegt, sie könnten alles durchschauen. Dann wird diese Illusion regelmäßig mit einer steigernden Überraschung düpiert.

Die von Krist öfter beschworene 80er-Jahre Nostalgie passte nicht völlig zu seinem Bekenntnis, sich vor allem auf die Zukunft zu freuen. Bei der mentalmagischen Einlage des ersten Teils lenkte der Magier die Zuschauerin am Donnerstag etwas zu offensichtlich in die gewünschte Richtung. Die enthüllte Zeichnung hätte außer einer Kuh auch eine Katze oder eine Maus darstellen können. Aber selbst da folgte noch eine Pointe.
Wohlgesetzte Pointen
Der zweite Teil brachte Steigerungen der zersägten Jungfrau, eine humoristische Entfesselungsnummer und Krists immer wieder neu variierte Spezialität, die Inhalte vorab vom Publikum beschrifteter Zettel zu erraten. Dann endet die Show mit einem am Donnerstag nicht ganz reibungslos herbeigezwungenem Schlusscoup.
Zwischenzeitlich meldete sich der Winter in der Philharmonie: Es wurde ein wenig zugig, wie immer in Räumen, die Tausende fassen, aber nur zu knapp zehn Prozent besetzt sind. Krist sagte, er habe das beim Vermieter bereits mehrmals reklamiert, wenngleich ohne Erfolg.

So sehr Krist sein Debüt im größten Saal Münchens zu gönnen ist, so sehr ist diese Zwischennutzung eine Raumverschwendung. Und, nebenbei: Mittlerweile zwei Gasteig-GeschäftsführerInnen haben seit der Schließung des Gebäudes suggeriert, dass zeitnah die Orgel ausgebaut werden müsse. Passiert ist gar nichts. Sie ist noch immer da.
Bis Ende Januar, meist Donnerstag bis Sonntag, 19.30 Uhr, auch an den Feiertagen in der Philharmonie. Karten und Termine unter krist-live.de, Telefon 54809950 und info@krist-live.de