43. Sternefest der AZ - eine große, lustige und lässige Gala
München - "Erst starb Lemmy Kilmister. Dann war auch noch der Zigarrettenanzünder in meinem Auto kaputt“, sagte Franz Pätzold. „Aber die Nachricht vom AZ-Stern rettete mir den Tag.“ Die Kulturredaktion ehrte ihn für seine Auftritte in Frank Castorfs Brecht-Inszenierung „Baal“, Heiner Müllers „Philoktet“ und Oliver Frlji('c)s „Balkan macht frei“, bei der ihn Zuschauer vor dem Waterboarding retten wollten. Pätzold nahm den Preis auch stellvertretend für seine Kollegin Valery Tscheplanova entgegen. Sie trat am Abend des Sterne-Fests in Paris auf. „Wenn ich strauchle, fühle ich mich in München aufgehoben“, ließ sie ausrichten.
Christian Stückl nahm seinen Stern für „Nathan der Weise“ mit August Zirner (Nathan), Pascal Fligg (Saladin) und Stefan Hageneier (Ausstattung) im Volkstheater entgegen. Er gestand, Lessings Klassiker früher nicht gemocht zu haben. Aber als er bei seinem jährlichen Indien-Aufenthalt den intoleranten Kampf der Religionen erlebte, lud er sich das Drama aus dem Internet herunter und entschied sich für eine folgenreiche Inszenierung, die schon 30.000 Münchner verfolgten.
Die Schriftstellerin Angela Steidele überlegte scherzhaft, ob sie sich für die Preisverleihung ein neues Kleid oder einen neuen Busen kaufen sollte. Sie entschied sich, als Autorin zu gehen – in Schwarz – und mit einem Rosenstengel als Verzierung: So heißt auch ihr ausgezeichnetes, im Verlag Matthes & Seitz erschienenes „Manuskript aus dem Umfeld Ludwigs II.“
Der österreichische Regisseur Michael Sturminger war eigentlich fest entschlossen, nie eine Belcanto-Oper zu inszenieren: „Endlose Koloraturen, keine Handlung“. Bis ihn Josef E. Köpplinger überzeugte. Sturminger nahm den Preis stellvertretend für alle Mitwirkenden der Gärtnerplatz-Produktion von Bellinis „La Sonnambula“ im Prinzregententheater entgegen.
Der Ehren-Stern ging heuer an den „Lustspielhaus“-Hausherrn und Kleinkunst-Tausendsassa Till Hofmann: als Überraschung für sein Engagement gegen Rechts, gegen Pegida und für eine Willkommenskultur. Liedermacher Konstantin Wecker gratulierte ihm mit zwei Songs.
Peter Probst, Drehbuchautor von „Luis Trenker – Der schmale Grad der Wahrheit “ freute sich im Nachhinein, dass sein Film nur in Südtirol und West-Österreich in die Kinos kam, nicht aber in Deutschland: Denn gegen Lars Kraumes „Der Staat gegen Fritz Bauer“, der den Preis für den besten Film des Jahres entgegennahm, hätte er keine Chance gehabt, glaubt Probst.
Für Lars Kraume hingegen war die Ehrung eine Familientradition: Sein Schwiegervater Uwe Kissler bekam die Ehrung 1994 für den Kunstbau am Königsplatz.
Der Regisseur Sönke Wortmann („Frau Müller muss weg“) mag die AZ seit seiner Zeit als Münchner Filmstudent und Taxifahrer. Daniel Schreiber vom „Museum der Phantasie“ in Bernried fragte sich, was der Grantler und Gründer Lothar-Günther Buchheim zu einem AZ-Stern gesagt hätte: „Solche Preise sind albern. Außer der Richtige bekommt ihn“.
Die AZ-Sterne 2015: Das sind die Preisträger
Franz Pätzold (Schauspieler des Jahres, Residenztheater)
Valery Tscheplanowa (Schauspielerin des Jahres, Residenztheater)
Christian Stückl (für seine Inszenierung von „Nathan der Weise“ am Volkstheater)
Ella Joseline (Pop-Newcomerin des Jahres)
Michael Sturminger (stellvertretend für alle Mitwirkenden der Gärtnerplatz-Produktion von Bellinis „La sonnambula“ im Prinzregententheater)
Oksana Lyniv (Dirigentin des Jahres, Bayerische Staatsoper)
Daniel J. Schreiber (für seine Arbeit am Buchheim-Museum)
Angela Steidele (für ihren Roman „Rosenstengel“)
Frederik Köster (Jazz)
Lars Kraume (für sein Kino-Drama „Der Staat gegen Fritz Bauer“)
Brigitte Hobmeier, Tobias Morett, Peter Probst und Wolfgang Murnberger (für den TV-Film „Luis Trenker - der schmale Grat der Wahrheit)
Sönke Wortmann (Regie), Tom Spieß, Oliver Berben (Produktion) für die Kinokomödie „Frau Müller muss weg“
Till Hofmann (Ehrenstern für sein gesellschaftspolitisches Engagement)