Briefe einer launischen Liebe
Das Schauspieler-Ehepaar Sophie von Kessel und – aktueller AZ-Stern-Träger – Stefan Hunstein lesen am Freitag im Kunstforum Arabellapark aus dem Briefwechsel von Arthur Schnitzler und Adele Sandrock.
Sie war bestimmt kein Kind von Traurigkeit. Er schon gar nicht. Und zwischen den beiden entspann sich schnell ein Spiel aus „heißen Küssen und hastigen forschenden Fragen nach Liebe“. Denn die „Dilly“, hinter der sich Schauspielerin Adele Sandrock verbarg, und der Dichter Arthur Schnitzler waren geradezu magnetisch voneinander angezogen. Dokumentiert ist das in einem spannenden Briefwechsel, aus dem das Schauspieler-Ehepaar Sophie von Kessel und – aktueller AZ-Stern-Träger – Stefan Hunstein morgen im Kunstforum Arabellapark lesen werden.
„Auffressen“ hätte die Sandrock ihn können, ihren Arthur, den sie auch gerne mal als „Kind“ bezeichnet. Er küsst in seinen Briefen ihre „gefährlichen, lieben Augen“ und verzehrt sich fast nach der erfolgreichen Burgtheater-Mimin. Auch wenn da immer noch eine gewisse Mizzi vermutlich nicht nur durch Schnitzlers Gedankenwelt schwirrt. Und er Adele, die beim ersten Tête-à-tête im Dezember 1883 ganz selbstbewusst seine Hand greift und zu küssen beginnt, schon zehn Tage nach der ersten gemeinsamen Nacht beim Seitensprung ertappt.
Nur anderthalb Jahre währt dieses „Glück“, das erst neckische „Schau, dass du weiterkommst“ wird also doch heiliger Ernst. Eifersüchtig sind die beiden, sie besonders, und mit ihren Launen stehen sie sich in nichts nach. Bei der schonungslosen Offenheit, die das Paar an den Tag legt, bleiben Verletzungen nicht aus. Ihr „Bist du wem untreu? Tröste dich, ich auch“ mag der Erotomane – zumindest nach außen hin – nonchalant hingenommen haben. Neben der Mizzi gab’s ja auch die Jenny und die Fifi... Aber dass die Nonkonformistin nicht nur den lieben langen Abend über seine Arbeit diskutieren mochte, kränkt den dichtenden Herrn Doktor. „Ihr Verständnis für mich ist mit ihrer Sinnlichkeit und ihrer ihrer Ahnung, dass ich ihr noch eine Rolle schreiben werde, abgeschlossen“, klagt er.
Ganz sicher war die Liaison auch in ihrer leidenschaftlichsten Phase nie ganz ohne Berechnung. Die große Sandrock inspirierte den Dichter auf seinem Weg nach oben. Man stachelt sich quasi gegenseitig an. Doch bei aller Abgebrühtheit gesteht Adele am Ende ihres Lebens, dass Arthur doch ihre große Liebe gewesen sei. Christa Sigg
Arthur Schnitzler und Adele Sandrock, 15.2., 20 Uhr, Kunstforum Arabellapark, Rosenkavalierplatz 16, Karten 10 Euro, Tel.928781-0