BR lässt Jörg Hube noch einmal sterben
Geschmacklos? Im „Polizeiruf 110“ am Sonntag (ARD, 20.15 Uhr) Jörg Hubes Double vor laufender Kamera
Kommissar Papen liegt blutüberströmt am Boden, sein Oberkörper ist nackt, Sanitäter versuchen vergeblich, ihn mit Stromstößen ins Leben zurückzuholen. Jörg Hube, der den bärbeißigen Papen im „Polizeiruf“ leider nur einmal spielen konnte, weil er im Juni vergangenen Jahres verstarb, wird im neuen Fall „Die Lücke, die der Teufel lässt“ von Florian Münzer gedoubelt. Im Krimi gerät der in eine tödliche Sprengfalle und lässt Hube so noch einmal vor den Augen der Fernsehzuschauer sterben.
Immer wieder hält die Kamera auf den leblosen Körper, und auch später im Film wird die Szene wiederholt gezeigt, weil sich Partnerin Uli Steiger (Stephanie Stappenbeck) das Video mit der tödlichen Explosion immer wieder ansieht.
Bei manchem Zuschauer könnte das geschmacklos wirken. Hätte man Papens/Hubes Tod nicht würdevoller thematisieren können? „Es war mit Jörg Hube abgesprochen, dass wir seinen Tod im Film zeigen“, sagt die zuständige BR-Redakteurin Cornelia Ackers der AZ. Eigentlich habe Hube, obwohl bereits sterbenskrank, unbedingt noch einen weiteren „Polizeiruf“ drehen wollen. „Er wollte eins zu eins seine eigene Krebserkrankung im Krimi thematisieren“, sagt Ackers. Doch dazu hatte er keine Zeit mehr, sechs Wochen vor Drehbeginn starb er.
„Die jetzigen Szenen haben wir mit Hubes Frau abgesprochen“, sagt Ackers. Der tödliche Einsatz – Hube kommt einer Frau mit einer Sprengstofffalle zu Hilfe – solle seine „tatsächliche Größe“ zeigen.
Ob man sein Sterben so deutlich hätte zeigen müssen, darüber habe man auch beim BR diskutiert. „Wir haben viel rausgenommen. Aber wir halten die Szenen für einen wichtigen dramaturgischen Moment“, sagt Ackers. „Denn sie geben Steiger die Motivation, weiter zu ermitteln.“
Angelika Kahl
ARD, Sonntag, 11. April, 20.15 Uhr
