Boxen und Segeln hält den Opernchef fit
Münchens neuer Intendant Nikolaus Bachler spricht mit Kindern über seinen Alltag
Die Deutschen verdrängen weniger, weil sie zu einem beträchtlichen Teil Protestanten sind", erklärte der neue Münchner Opernchef und Noch-Burgtheaterdirektor Nikolaus Bachler kürzlich dem Wiener „Standard". Die Österreicher kämen nicht dazu, sich mit ihrer Innerlichkeit zu beschäftigen, weil sie den ganzen Tag am Essen seien.
Das macht neugierig, ob Bachler sich allein vom Regietheater ernährt oder doch ein Leibgericht sein Eigen nennt. Die im Chorprobensaal des Nationaltheaters versammelten Kinder löcherten ihn zum Auftakt der „Jungen Akademie" von Staatsoper und Staatsschauspiel zu seinem Privatleben, aber diese Frage wurde leider vergessen.
Dafür ist nun öffentlich: Bachler hält sich mit Boxen fit, wohnt in Schwabing unterm Dach, spielt Cello, Klavier und zieht im Urlaub das Segeln den Bergen vor. Sogar das Datum seines Geburtstags wurde ihm entlockt. Bachler erzählte von seinem Arbeitstag, der um neun Uhr im Intendantenbüro beginnt und erst gegen 23 Uhr nach der Vorstellung endet.
Alles ist eitel!
Ein in „Macbeth" als Hexe mitwirkendes Mädchen fragte, ob ihm diese Idee des Regisseurs gefalle. Als Antwort erzählte Bachler, dass der Regisseur Martin Kušej einmal mitten in der Wüste einer Gruppe Kinder begegnet sei. Das habe ihn darauf gebracht, diese verunsichernden Gestalten so jugendlich zu besetzen. Neben dem Opernchef stellte sich der elfjährige Ferdinand Strube den Kinderfragen. Er singt im Kinderchor der Staatsoper und nennt Rolando Villazón als Vorbild, weil der so viel Gefühl in seine Rollen hineinlege. Wenn Strubes auf tenoralen Glanz gerichtete Karriereträume reifen, werden angesichts seines Selbstbewusstseins künftige Intendanten nichts zu lachen haben.
Da kamen einem tags zuvor in der Allerheiligenhofkirche gesprochene Worte in den Sinn: „Es ist alles eitel!". Zwischen Blechbläserklängen von Opera brass rezitierte Bachler beschwingt Leidensdüsteres aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Wie es einem Theatermann zukommt, sympathisierte er in Andreas Gryphius' „Vanitas! Vanitatum Vanitas" mit dem vergänglichen Schein der Welt. Dass der gebürtige Steirer im stammesverwandeten Bayern zum theaterfeindlichen Barock-Protestant mutiert, braucht keiner zu fürchten.
Robert Braunmüller
Anmeldungen zum nächsten Termin der „Jungen Akademie" für Kinder ab 8 am 14. 11. mit einem Puppenspieler im Marstall unter jugend@st-schauspiel.bayern.de
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