Blutige Filmplakate aus Ghana in der Pinakothek

„Very very brutal – don't miss this“ - Eine neue Ausstellung in München zeigt blutrünstige Filmplakate aus dem afrikanischen Land.
dpa |
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„Very very brutal – don't miss this“ – für einen Horrorfilm gerade mit dessen Brutalität zu werben, wäre in Deutschland zumindest ungewöhnlich. In Ghana ist das anders. Eine neue Ausstellung in München zeigt blutrünstige Filmplakate aus dem afrikanischen Land.    

München – Abgetrennte Gliedmaßen, abgeschlagene Köpfe und literweise Blut: Die neue Ausstellung „Deadly and Brutal - Filmplakate aus Ghana“ in der Pinakothek der Moderne in München ist nichts für schwache Nerven. Von diesem Freitag an werden dort Plakate zu Filmen gezeigt, die selbst einem Horrorfilm entsprungen sein könnten. „Es ist eine ungewöhnliche Ausstellung“, räumte Kuratorin Corinna Rösner am Donnerstag ein.    

Die Plakate zu afrikanischen Produktionen oder auch Hollywood-Erfolgen wie dem Vampirfilm „Blade“ stammen aus der Privatsammlung des Rosenheimers Wolfgang Stäbler. Er wurde bei seinen zahlreichen Reisen nach Afrika auf diese ungewöhnliche Kunstform aufmerksam und brachte die handgemalten Originale nach Deutschland.    

Die ghanaischen Künstler malten die Plakate, auf denen unter anderem blutende Frauen und Kinder sowie kannibalistische Szenen zu sehen sind, in erster Linie für Kleinstadt-Kinos, in denen die Leinwand ein Fernseher und der Projektor ein Videorekorder ist. „Very very brutal film – don't miss this“, lautet der Werbeslogan auf einem Plakat. In Deutschland wäre ein solcher Spruch auf einem Filmplakat kaum denkbar.    

Das liege allerdings nicht an einem besonders blutrünstigen Filmgeschmack, sondern an einem anderen ästhetischen Verständnis, sagte Sammler Stäbler. „Man hat es in Ghana auch mit zurückhaltenderen Plakaten versucht, aber das hat nicht funktioniert.“ Die ghanaische Gesellschaft sei stark geprägt von Mythen und einer sehr plakativen Vorstellung von Gut und Böse, an der auch die missionarischen Pfingstkirchen entscheidenden Anteil hätten.    

Rösner sieht noch einen weiteren Grund für die teils geradezu absurd wirkenden Gewaltdarstellungen: „Ängste der Menschen, die sich einem undurchschaubaren, komplexen politischen und wirtschaftlichen Geschehen der Gegenwart ausgeliefert sehen.“

 

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