„Blues Brothers“-Show: Schrullige alte Freunde
Für Fans dunkler Sonnenbrillen und schwarzer Anzüge: Die aus London nach Fröttmaning importierte „Blues Brothers“-Show verwandelt den Kultfilm in eine einzige große Hitparade
Wenn sich der Mann des Kreuzes in eine Sex-Maschine verwandelt und die Biene Jake den Bassisten zur Plüsch-Sau macht, dann rocken die Blues Brothers das Zelt des Deutschen Theaters in Fröttmaning. Die Premiere der Londoner Produktion geriet zu einem Abend mit lieb gewonnenen, alten Freunden: Klassiker des Rhythm & Blues und Soul, bodenständig serviert mit hohem Mitmachfaktor.
Die Handlung der kultigen Filmvorlage ist nur zu erahnen, die Blues-Brothers-Show ist eine Parade der Hits. Das lässt niemanden im Zelt kalt, schon nach drei Minuten heißt es Mitklatschen - „Everybody needs Somebody“. Das Licht ist reduziert auf Stimmungen zwischen Pink und Blau, Jake (Brad Henshaw) und Elwood (Jim de Groot) zelebrieren präzise die großen Hymnen aus einer anderen Zeit.
Flankiert sind sie dabei von drei überraschend kernigen Bluettes im Disco-Fransen-Afro-Glitter-Look – solo sind die drei echte Röhren, wie sie bei „Respect“ und „Tailfeather“ unter Beweis stellen.
Klar, auch Klamauk muss sein: Etwa bei „Rawhide“ Jake im Poncho plus Mini-Lasso. Oder bei „Stand by your Man“, das den Soundtrack bildet zu einer überzogenen Elektroschock-Szene. Doch untot ist hier nichts und niemand. Die Brothers schlagen Räder und im zweiten Teil forcieren sie die Zuschauer sofort zum Mitsingen: „Flip, Flop, Fly – I don't care if I die.“ Das ist witzig, wenn das hunderte lauthals bekunden. Dennoch hat die Show echten Tiefgang, wenn Jake beim „Shotgun Blues“ den schmelzenden Sog der Melancholie entfaltet oder der zarte Zauber der Bluettes bei „Boardwalk“ den Saal zum Innehalten bringt.
Im Film müssen sich die zwei Antihelden mit Bierflaschen bewerfen lassen, in Fröttmaning gibt Ron Williams im weißen Showanzug mit „Minnie the Moocher“ den souveränen Zeremonienmeister. Er verbreitet die wohlige Gewissheit: Leute, ihr seid hier zuhause, euch kann nichts passieren.
Zufriedener Applaus des Premierenpublikums, das nach einem durchgeklatschten Schluss-Medley inklusive Jailhouse Rock ermattet in Richtung U-Bahn strömt. Sie haben viele gute alte Freunde getroffen. Die haben zwar einige Schrullen, aber man kann sich auf sie verlassen. Und was will man mehr?
Katharina Rieger
Deutsches Theater, bis 5. April, jeweils 20 Uhr, So 19 Uhr, Karten-Tel. 089 55 23 44 44
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