Blitzkritik: Auf schwerer See
Ulf Schirmer mag die vergessenen Operetten von Franz Lehár. Das ist gut fürs Rundfunkorchester und die vielen Liebhaber nostalgischer Unterhaltung, die bei einer konzertanten Aufführung verunstaltende Regie nicht zu fürchten brauchen.
Leider meint der Dirigent, die Musik dramatisch aufpulvern zu müssen. Er macht die kraftvoll sich behauptenden Sänger zu Bestandteilen eines allstimmigen Orchesters. Die Chorszenen krachen, als wäre Tschaikowsky auf dem Programm.
Wenn der Maestro den preußischen Zack dämpfte und eine Dosis charmante Leichtigkeit zuließe, wäre das Gute noch viel besser. Auch der heldische Zoran Todorovich hatte als Paganini Mühe, nicht in den Wogen des Orchesters zu ertrinken. Nach seiner ersten Arie nickte er einem Bravorufer zustimmend zu und grüßte freundlich ins Publikum.
Schwer zu sagen, ob er so eitel ist oder tenorale Allüren nur parodierte. Die Damen Kristiane Kaiser (Maria Anna Elisa) und Eva Liebau (Bella Giretti) allerliebst, der Buffo Martin Zysset pflichtgemäß erheiternd. Die Siegespalme errang, gemessen an der Stärke des Beifalls, jedoch der Konzertmeister Henry Raudales mit zirkusreifen Effekten als Teufelsgeiger.
Robert Braunmüller