Blattkritik
Wer die Stadtgrenzen verlässt und wieder zurückkehrt, weiß: ein Tag ohne AZ ist kein München. Ein Sonderlob gebührt dem Ressort Kultur: Theater, Film, Musik, Museum. Wo sonst gibt es eine ganze Seite „Fassbinder“-special; eine ganze Seite zur Frauen-Sonder-Ausstellung? AZ-Ikone Ponkie pickt aus dem Giftmüll die wenigen Sahnehäubchen heraus, sei es die Margot Honecker-Doku oder eine gelungene „Polizeiruf“ Folge. Klasse!
Sehr symphatisch diese Woche: die Reportage über „Betreutes Wohnen auf dem Bauernhof“, eine Seite zur „Biergarten“ Ausstellung. Zu aufgeblasen wie immer: Hingehen. Nervig die Titel-Wahl, meist auf Mord, Totschlag und Unfall prädestiniert. Auf Nachrichten über Erlebnisse der Schickeria verzichte ich gern; Nun zu einem Individuum, das, unterwegs im Spannungsfeld zwischen Beckett, Oscar Wilde und den Foo Fighters, in München recherchiert. Das auf der Bugwelle der Münchner Freiheit zu surfen sucht; das bei auftauchenden Klippen, etwa beim unvermeidlichen Aufeinandertreffen mit dem Münchner Geldadel, es kräftig scheppern lässt und seine Erlebnisse stets im sicheren Gewässer eines spritzigen literarischen Kleinods weiterzugeben versteht: Die Lektüre der Flaneur-Kolumne gehört auf Platz Eins der zu erledigenden Wochenendaktivitäten.
Der Autor ist Schauspieler, Dramaturg und AZ-Leser. Wollen Sie auch eine Blattkritik schreiben? Kontakt: chefredaktion@abendzeitung.de
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