Bis zum Himmel und weiter

In Marokko schuf der Münchner Künstler Hannsjörg Voth außergewöhnliche Skulpturen. Ein Verein kämpft um den Erhalt
Vanessa Assman |
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Eine Treppe mit 52 Stufen mitten in der Wüste, nur dem Spiel von Licht und Schatten, von Erde und Wasser ausgesetzt. Eine kreisförmige Mauer, in der Schräge als riesige Spirale zu erkennen und eine Festung aus Türmen. Drumherum nur Sand, Sand und noch mehr Sand. Unwirklich und elementar. Von solcher Magie sind die drei berühmten Skulpturen, die der Münchner BildhauerHannsjörg Voth in 25 Jahren in der Marha-Ebene in Marokko hat entstehen lassen. Die Fotos, die die Geschichte von künstlerischer Perfektion erzählen, hat Voths Frau Ingrid Amslinger aufgenommen. Im Haus der Bayerischen Architektur erzählt derzeit eine Ausstellung vom Entstehungsprozess und auch vom Kampf um den Erhalt der Bauwerke.

Marokko wurde seine große Liebe

Mit der „Himmelstreppe” ging es los, als eine Auseinandersetzung mit dem Transzendentalen. Es war Anfang der achtziger Jahre, als ein Freund Voth zum ersten Mal nach Nordafrika mitnahm. Marokko wurde seine große Liebe. Dort lernte er die Prozesse kennen, wie mit Lehm gebaut wird und entdeckte das Material für sich. Als idealer Ort für das Projekt „Himmelstreppe” stellte sich die Marha-Ebene in Marokko heraus. Ein rechtsfreier Raum, wo Nomaden leben und für den sich noch nie ein Künstler interessiert hatte. Voth musste einiges an Überzeugungsarbeit leisten: „Für die Behörden war es schwer zu verstehen, dass es sich um ein Kunstprojekt handelt ohne kommerziellen Hintergrund”, erinnert sich der 71-Jährige. Voth lernte, was er auch in den folgenden Jahren immer wieder brauchte: diplomatisches Jonglieren, Sprachbarrieren überwinden, zusammenarbeiten mit Menschen unterschiedlicher Kulturen.

1987 war die „Himmelstreppe” vollendet, Voth richtete sich im Inneren einen Wohn- und Arbeitsplatz ein und verbrachte dort die Wintermonate. Und neue Bilder wuchsen heran. Ab 1992 entstand in fünf Jahren die „Goldene Spirale” und im Anschluss bis 2003 die „Stadt des Orion”, mit der er das Sternbild auf die Erde holte.

"Alles ist vergänglich", sagt der Künstler

Längst sind die Bauwerke in der Marha-Ebene berühmt und haben sich zu Ausflugszielen entwickelt. Eigentlich eine positive Sache, wären da nicht die Schäden an den Bauwerken. Eine bestimmte Spezies Offroad-Touristen stimmt Voth traurig: „Sie kommen mit Motorrädern und Geländefahrzeugen, nutzen die Bauwerke als Rampen und haben nichts anderes im Sinn, als dass Erde aufspritzt und Krach erzeugt wird. Damit beschädigen sie die Bauten.” Als Einzelkämpfer hatte sich Voth in einem schwierigen Prozess damit abgefunden, dass den Bauwerken nicht zu helfen sei. Doch seit kurzem hat er Unterstützung: Als eine Gruppe von Architekten und Journalisten Anfang des Jahres die Skulpturen besuchte, regten sie nach der Rückkehr eine Vereinsgründung an – zum Erhalt der Voth’schen Bauskulpturen. Die Ziele: Pflege und Bewachung der Bauten sowie die Möglichkeit, Vereinsmitglieder an Führungen teilnehmen zu lassen.

Voth, der sich eigentlich wieder neuen Projekten in Niederbayern zuwenden wollte, ist glücklich: „Alles ist vergänglich”, sagt er auf den Einwand, dass Lehmbauten doch nicht für die Ewigkeit angelegt seien. „Aber mit der Arbeit des Vereins wollen wir dies ein wenig verzögern. Deswegen wünsche ich mir, dass der Verein eine breitere Basis bekommt. Unser Anliegen ist, die Bauwerke zu erhalten und zu pflegen und somit für einen nachhaltigen Tourismus zu sorgen.”

Haus der Architektur, Waisenhausstraße 4, bis 8. Juli , Mo – Do, 9 bis 17 Uhr, Fr 9 – 14 Uhr, Eintritt frei. www.hannsjoerg-voth.de

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