Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle

So müssen Festspiele sein: Die Berliner unter Sir Simon Rattle mit Ligeti und Berlioz
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So müssen Festspiele sein: Die Berliner unter Sir Simon Rattle mit Ligeti und Berlioz

Eliette von Karajan erschien ja erst zur Pause, ein paar Stammbesucher gönnten sich überhaupt eine Auszeit, andere boten draußen ihre teuren Karten an. Sie alle verpassten die schlagende Verbindung von György Ligetis Klangflächen-Klassiker „Atmosphères“ mit Berlioz: Dessen „Symphonie fantastique“ emanzipierte 1830 die Farben des Orchesters zum eigenwertigen Element einer Komposition, was Ligeti 131 Jahre später auf die Spitze trieb.

Dazwischen erschien die fabulöse Koloratursopranistin Barbara Hannigan in Ledermantel, Netzstrümpfen und einer Lackkorsage für Ligetis „Mysteries of the Macabre“, drei wahnwitzige Arien aus dessen Oper gewordenem Altherrenwitz „Le grand Macabre“. Die Kanadierin gurrte, schrie, funkelte und vertrieb Simon Rattle, um sich selbst im Dirigieren zu versuchen.

Die Reichen und Schönen im Großen Festspielhaus waren anfangs irritiert und jubelten zuletzt, als sei die Gruberova aufgetreten. Als Münchner durfte man zusätzlich die bei allen Orchestern der Stadt undenkbare rhythmische Wendigkeit der Berliner Philharmoniker bestaunen.

Danach dirigierte Rattle die „Symphonie fantastique“ in einer sehr warm tönenden Riesenbesetzung ganz gegen die üblichen Vorstellungen von trockenem französischen Klang. Er verließ sich nicht nur auf die Virtuosität seiner Musiker, sondern arbeitete die Nervosität dieses Stücks heraus, das einen Drogenrausch darstellt. Die sechs Harfen aus der „Götterdämmerung“ ließen die Ballszene funkeln. Den Marsch zum Richtplatz und den Hexensabbat steigerte Rattle zu einer kraftvollen Wildheit. Selbst der oft verhunzte Schlussakkord, der wie eine Frage im Raum stehen bleiben muss, gelang perfekt. So müssen Festspiele sein.

Robert Braunmüller

Wieder am 4. April, Restkarten: Tel. 0043 – 662 – 80 45 – 361

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