Berlin feiert Stauffenberg, Sachsen blockiert

Eine nach dem Attentat auf Hitler verfolgte Familie bekommt ihre Kunstgüter nicht zurück
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Eine nach dem Attentat auf Hitler verfolgte Familie bekommt ihre Kunstgüter nicht zurück

Zum 65. Jahrestag des versuchten Attentats auf Adolf Hitler in der sogenannten Wolfsschanze durch die Männer um Klaus Schenk Graf von Stauffenberg wird publik, wie unwürdig und stur sich ostdeutsche Museen gegenüber den Nachfahren der damaligen Verschwörer verhalten.

Oberst Stauffenberg hatte bei der „Operation Walküre“ am 20. Juli 1944 eine Sprengladung im Führerhauptquartier Rastenburg in Ostpreußen gezündet. Er wollte Hitler töten und Deutschland so von den Nazis befreien. Doch Hitler überlebte den Anschlag; Stauffenberg und viele Mit-Verschwörer wurden hingerichtet. Heute gilt der „20. Juli 1944“ als Symbol für todesmutigen, selbstlosen deutschen Widerstand gegen die Nazis und wird im offiziellen Berlin entsprechend gefeiert.

Angeblich nicht an Vermögen, sondern an der Wiederherstellung von Steinort interessiert

Wie der „Spiegel“ berichtet, gehen ostdeutsche Kulturverwaltungen mit den Nachfahren der Attentäter aber ganz anders um. Konkret geht es um die Familie Lehndorff, die seit 17 Jahren vergeblich auf die Rückgabe von Kunstgütern wartet, obwohl Indizien und Rechtslage ungewöhnlich eindeutig zu sein scheinen.

Heinrich Graf von Lehndorff war ein Vertrauter von Stauffenberg und hatte sich von dem Verschwörerkreis als Verbindungsoffizier einsetzen lassen. Nach dem gescheiterten Attentat wurde Lehndorff von der Gestapo gejagt, unter dramatischen Umständen verhaftet und am 4. September 1944 in Berlin-Plötzensee gehängt. Seine Familie, die seit Jahrhunderten auf Schloss Steinort in Ostpreußen ansässig war, wurde auseinandergerissen und enteignet, die Kunstgüter verschwanden zum Teil spurlos. Erst nach der Wende 1989 wurde offenbar, dass Lehndorff Sammlungsstücke in den Museen Burg Kriebstein, Grassi in Leipzig sowie in den Kunstsammlungen Dresden und Chemnitz lagern. Lendorffs Tochter Vera („Veruschka“) versucht seit 1992 vergeblich, Kunstwerke zurückzubekommen. Ihr Anwalt beklagt eine „Strategie des Mauerns und des Aussitzens“. Er sehe seine Mandantschaft einer „stillen Blockade“ von öffentlichen Stellen ausgesetzt.

Vera Lehndorff sagte zum „Spiegel“, sie sei an neuem Vermögen nicht interessiert, fordere aber die Stücke ihres Vaters zurück, um sie wieder zum alten Familiensitz Steinort bringen zu lassen. Dort könnten sie öffentlich ausgestellt werden.

Michael Grill

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