Bei Anruf Schlaflied
Sarah Connor ist zwar „Sexy As Hell“, findet aber immer weniger Publikum
Deutschland könnte einen Star haben. Einen echten, richtigen. Der Mensch ist schon da, singt wirklich exzellent und sieht auch mehr als passabel aus. Nur müsste man folgende Dinge am Produkt Sarah Connor ändern: Frisur, Kleidung, Bühnenshow und die meisten Lieder. Das alles strahlt nämlich so viel Star-Appeal aus wie ein Toaster.
Klar sind kurze Haare praktisch für eine junge Mutter – aber müssen sie so hochgestellt werden? Muss sie diese engen, schrillen Kleider tragen, sich mit verbundenen Augen so vermeintlich sexy räkeln und dabei lieblos dahinkomponierten Kram singen?
All diese Punkte sind wahrscheinlich Gründe, warum ihr Publikum in den letzten drei Jahren dramatisch zusammengeschrumpft ist. 2005 machte das Zenith noch Sinn – diesmal hätte es auch die Muffathalle getan. Glamour-Domina Sarah Connor präsentiert ihr neues Album „Sexy As Hell“, unterstützt von sechs Tänzern und einer Band, die dann und wann anständigen Funk entwickelt. Es wird sich entweder gegenseitig in den Schritt gefasst oder einfach wild umher gehüpft – je nach Stimmung des Lieds.
Als diese Show kaum noch zu ertragen ist, passiert endlich etwas: Zum Klavier singt Sarah Connor „Skin On Skin“, ohne Gehabe, dafür mit perfekt getroffenen hohen Tönen und viel Ausdruck. Ein Moment des Glücks in einem Konzert der Peinlichkeit.
Dass sie den nur Minuten später wieder überdeckt mit einem unglaubwürdig als live ausgegebenen Telefonanruf ihrer kleinen Tochter, bei dem die um ein Schlaflied bittet, ist schade. Es könnte ihr nur gut tun, nach ihrem Ehemann Marc Terenzi gleich auch noch ihre Berater in die Wüste zu schicken.
Julia Bähr
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