Bayern, lasst euch nicht verarschen - Sigurd Kämpft sind zurück
Endlich auf CD veröffentlicht: die beiden ersten Alben von Sigurd Kämpft
Ihre zweite Platte stellten sie auf der Zugspitze der Presse vor. Japanische Schriftzeichen wehten auf Fahnen. „Bayern, lasst euch nicht verarschen!“ soll darauf gestanden haben. Nein, nicht ganz München tanzte damals zu Moroder. In Erding bastelten fünf Burschen an etwas, was sie im weiten Acker des Punk zum Blühen brachte.
Sigurd Kämpft standen quer zum Hauptstrom, wie eine verkantete Mistgabel. Gerade deswegen war es das Münchner Trikont-Label, das die ersten beiden Alben veröffentlichte. Jetzt sind „Da Elefant is fertig“ und „Pfui Pfui“ erstmals auf CD erschienen – ein Doppelalbum mit vier zusätzlichen Songs, und allen Texten in zwei separaten Booklets.
Aufgenommen wurden sie 81 und 83 – 30 Jahre Abstand kann man, was den Sound betrifft, nicht überhören. Aber diese Band steht drüber – Schlagzeuger Limo Lechner und Hans Bach am Bass hatten den Rhythmus hauteng vernäht. Mit gewetzten Gitarren schneiden die Feller-Brüder Kurt und Peter durch die Songs, dass die Holzwolle herausquillt. Und als Tambourmajor der grellen Laune marschiert Max Hupfer voran. Ein tiefbayerischer Kreischbeutel. Sigurd Kämpft, das ist die Überwindung der 70er – weg vom Ideologischen, hin zu etwas Gefährlicherem: Witz.
AKW in Germany - bizzl bizzl
„Mei Kinn hängt oba wia a Hadern / i bin a Fan vom Landesvodan“ heißt es in „Sakrament“. Atomkraft klingt hier so: „AKW, AKW in Germany – bizzl bizzl“. Dieser Humor ist immer da, wo der Gegner nicht ist und will von diesem mindestens saublöd gefunden werden. „Servus, Herr Ministerpräsident“ ist dann doch noch ein ehrenwerter Wutausbruch, vor einer Kulisse wie aus Captain Beefhearts „Trout Mask Replica“. Manchmal hilft doch nur noch Geräusch. Und das muss raus.
Dieses Land ist ein Affenstall, also führen wir uns auch so auf – wer das nicht lustig fand, konnte Sigurd Kämpft kreuzweise. Auf dem Cover des zweiten Albums sah man eine Schwarzweiß-Fotografie von Joseph Gallus Rittenberg. „Frische Weißwurst“ auf einer vor einer Wirtschaft lehnenden Tafel. Die Kreideschrift etwas ausgewaschen von einem ordentlichen Schwall Kotze. Manchmal reicht die Bestandsaufnahme.
Christian Jooß
Sigurd Kämpft spielen am 29.11. ab 22 Uhr im Puerto Giesing, Tegernseer Landstr. 64
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